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Die Invasion in die Ukraine könnte ein Wendepunkt für die Cybersicherheit sein
Julien Gaertner
Investmentanalystin

Russlands militärischer Angriff der Ukraine ist der erste Krieg auf europäischem Boden seit Generationen. Millionen von Menschen sind betroffen, und eine enorme humanitäre Krise steht bevor, weil viele gefährdete Ukrainer Schutz suchen oder ihre Heimat verlassen. Die Verschärfung und Ausbreitung des Konflikts ist bestürzend und sorgt für großes Leid der Menschen.


In diesem Artikel geht es um die möglichen Folgen des Konflikts für Märkte und Konjunktur.


Der Krieg hält weiter an, und vermutlich werden früher oder später auch Cyberangriffe ein Thema werden. Ich gehe davon aus, dass uns einige hässliche Dinge bevorstehen, auf die vorbereitet sein müssen. Nach meinen ersten Einschätzungen werden dadurch die Ausgaben für Cybersicherheit kurzfristig steigen, aber wahrscheinlich ist dieser Krieg auch ein Wendepunkt für die ganze Branche. Das Overtone-Fenster (die politischen Entscheidungen, die in einer bestimmten Zeitspanne von der Öffentlichkeit akzeptiert werden) zum Thema Cyberkrieg als Instrument der internationalen Beziehungen könnte sich weit öffnen und zeigen, wie unglaublich gering die Cybersicherheit in den USA und Europa ist.


Ein Großteil der kritischen Infrastruktur in den USA verfügt noch nicht einmal über grundlegende Cybersicherheitsprotokolle und entsprechende Testprogramme. Die großen US-Finanzinstitute und Technologieunternehmen sind meiner Ansicht nach recht gut gesichert. Aber das ist auch schon alles. Energieunternehmen und Versorger sowohl in den USA als auch in Europa haben viel zu wenig in Cybersicherheit investiert, und viele sind nach wie vor anfällig.


Vor diesem Hintergrund halte ich Investments in Cybersicherheit für sehr aussichtsreich. Für die Cybersicherheitsbranche bin ich aus zwei Gründen zuversichtlich: Erstens dürften die Investitionen in die Cybersicherheit steigen und zweitens dürfte es innerhalb der Branche zu einem strukturellen Umbruch kommen, so dass Plattformen entstehen und damit Wachstum.


Kurzfristig erwarte ich, dass Unternehmen ihre Budgets für Cybersicherheit aufstocken. Dass Regierungen dies tun, ist nahezu sicher. Und wenn die Situation in der Ukraine weiter eskaliert, halte ich auch sehr viel ausgeprägtere langfristige Veränderungen für möglich.


Die größte Veränderung könnten völlig neue Regulierungen sein. Nationale und bundesstaatliche Gesetze könnten strenge Cybersicherheitsstandards vorschreiben, vor allem in Branchen, die für die nationale Sicherheit oder das Wohlergehen der Bevölkerung wichtig sind. Die entsprechenden Investitionen könnten enorm steigen, vor allem in den Sektoren Energie und Versorger. Auch in Europa könnte massiv in Cybersicherheit investiert werden. Hier ist auch eine noch schnellere Verlagerung von Geschäftsabläufen, Anwendungen und Daten in die Cloud denkbar.



Julien Gaertner ist Aktienanalyst bei Capital Group, verantwortlich für die Bereiche Untenehmenssoftware & -dienstleistungen, Technologiehardware & -ausrüstung (USA und Europa) sowie Gesundheits-IT (USA). Er hat 11 Jahre Investmenterfahrung, ausnahmslos im Unternehmen. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Volkswirtschaft und Internationale Beziehungen von der Brown University. Julien Gaertner arbeitet in San Francisco.


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