Wichtige Hinweise

Diese Webseite richtet sich ausschließlich an Privatanleger in Liechtenstein.

 

Wenn Sie Finanzintermediär sind, klicken Sie bitte hier. Informationen über andere Standorte/Länder finden Sie hier.

 

Mit Ihrem Klick bestätigen Sie, dass Sie die rechtlichen und aufsichtsrechtlichen Hinweise gelesen und verstanden haben.

Capital IdeasTM

Investmentresearch von der Capital Group

Categories
Handel
Zölle verstehen – mit fünf Grafiken
Jared Franz
Volkswirt
Robert Lind
Volkswirt

Den meisten von uns ist der Begriff „Zölle“ im Geschichtsunterricht zum erstem Mal begegnet – im Zusammenhang mit der Großen Depression und der dunklen Seite der protektionistischen Handelspolitik. Heute stehen Zölle erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit – als Dreh- und Angelpunkt der Trump‘schen Handelspolitik. Zurzeit wird heftig diskutiert, welche Folgen sie für die Weltwirtschaft haben könnten und ob sie einer der Gründe für den deutlichen Anstieg der Marktvolatilität sind.


Kritiker sind der Ansicht, dass die Zölle der Anfang eines neuen Handelskriegs sind, der am Ende allen Ländern schaden wird. Befürworter halten sie für einen Versuch der USA, langfristige Handelsdefizite abzubauen und andere Länder zum Abbau ihrer eigenen protektionistischen Maßnahmen zu bewegen. In jedem Fall sorgt die Neuordnung des Welthandels für eine grundlegende Veränderung der geopolitischen Verhältnisse, die unserer Ansicht nach gerade erst begonnen hat.


Um all dies zu verstehen, haben wir diesen Leitfaden über Zölle und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft, Märkte und Investoren verfasst.


1. Was sind Zölle und wozu dienen sie?


Im Grunde genommen sind Zölle Steuern auf Waren aus dem Ausland. Unter anderem sollen sie inländische Produzenten vor dem ausländischen Wettbewerb schützen.


Um die Motive für Zölle und ihre möglichen Folgen für Investoren darzustellen, nutzen wir einen „4-Szenarien-Rahmen“. Wie wichtige Faktoren – Entkopplung, Anpassung, Verhandlungstaktik und Finanzierung. So dürften Zölle, die der Verhandlungstaktik dienen, vermutlich nicht von langer Dauer sein. Werden sie dagegen im Rahmen eines längeren Abkopplungsprozesses eingeführt, könnten sie lange Bestand haben.


Eine Abbildung mit vier im Quadrat angeordneten Kästen zeigt die Motive und Auswirkungen der jüngsten Zollmaßnahmen der USA. Der Kasten links oben enthält das Szenario „Abkopplung: Verschiebung von Lieferketten und Verringerung der Abhängigkeit von bestimmten Ländern.“ Gezeigt werden die möglichen Motive sowie Auswirkungen für verschiedene Länder und Branchen. Bei diesem Szenario dürften die Auswirkungen stark und dauerhaft sein. Davon betroffen ist möglicherweise China. Auf Branchenebene sind möglicherweise Technologie, Energie, Industriewerkstoffe, Pharmazie, Biotechnologie und Flugzeugbau betroffen. Der Kasten rechts oben enthält das Szenario „Anpassung, des Handelsdefizits und Förderung der inländischen Produktion“. Bei diesem Szenario dürften die Auswirkungen mittelfristig, dauerhaft und uneinheitlich sein. Davon betroffen sind möglicherweise China, die EU, Japan, Südkorea, Vietnam, Indien, Mexiko, Kanada und Brasilien. Auf Branchenebene sind möglicherweise Autos, Stahl, Aluminium, Landwirtschaft, Nahrungsmittel, Chemie, Elektrogeräte, Pharmazie, Luxusgüter, Verteidigung, Energie und Öl. Der Kasten links unten enthält das Szenario „Verhandlungstaktik zwecks Aufbau von wirtschaftlichem Druck, um politische Ziele durchzusetzen.“ Bei diesem Szenario dürften die Auswirkungen schwach und vorübergehend sein. Davon betroffen sind möglicherweise China, Mexiko, Kanada, die EU, Japan und Lateinamerika. Auf Branchenebene sind möglicherweise Autos, Stahl, Landwirtschaft, Elektrogeräte, Baumaschinen, Mineralien, Verteidigung, Energie und Halbleiterausrüstungen betroffen. Der Kasten rechts unten enthält das Szenario „Finanzierung Gewinnung von Einnahmen zur Finanzierung wichtiger Staatsausgaben“. Bei diesem Szenario dürften die Auswirkungen stark und dauerhaft sein und vielleicht die Form eines universalen Zolls für alle annehmen. Auf Branchenebene sind möglicherweise Konsumgüter, Autos und die Industrie betroffen. Hinzu kommen Preis- und Margendruck in allen Branchen.

Quellen: Capital Group, American Compass. Stand 5. März 2025.

Unser Basis-Szenario ist, dass die USA Veränderungen der Handelspolitik zwar verkraften können, aber höhere Zölle vermutlich die Wirtschaftsaktivität bremsen und die Importpreise in die Höhe treiben. Die haben drei Vorteile: ihre Größe, eine robuste Wirtschaft und Verbraucher mit viel Geld, das sie ausgeben können. Zudem haben Unternehmen ihre Investitionen in den USA erhöht – sowohl inländische als auch ausländische, die am Erfolg der größten Volkswirtschaft der Welt partizipieren wollen.


Aber die mit einer Veränderung der Handelspolitik verbundenen Unsicherheit belasten schon jetzt das Geschäfts- und das Verbrauchervertrauen, was die US-Wirtschaft und -Märkte belasten könnte.


Auch die Folgen für andere Länder sind schwer abschätzbar, vor allem für jene, die stark vom Handel mit den USA abhängig sind – wie Mexiko und Kanada, deren US-Exporte etwa 20%–25% Anteil am BIP haben. Bei den meisten europäischen Ländern liegt dieser Anteil bei ungefähr 2%–3%. Wenn die USA Zölle erhebt, sodass die Exporte und Wachstum dieser Länder sinken, dürften sie als Gegenmaßnahme Konjunkturprogramme auflegen. Einige reagieren bereits entschlossen. So hat Deutschland seine Haushaltspolitik bereits erheblich gelockert, und will jetzt mehr in Infrastruktur und Verteidigung investieren – auch, um weniger abhängig von den Exporteinnahmen zu werden.


2. Warum ist das US-Handelsdefizit so hoch?


Wenn man eine Zahl kennen muss, um Zölle zu verstehen, dann ist es das US-Warenhandelsdefizit. 2024 lag es bei 1,1 Billionen US-Dollar, weil die Amerikaner viele ausländische Produkte gekauft haben, und der starke US-Dollar die Exporte belastete. Seit 1970 bestand in den USA fast in jedem Jahr ein Haushaltsdefizit.


2024 ist das US-Handelsdefizit fast auf sein Allzeithoch gestiegen

Ein Mountainchart, der das US-Warenhandelsdefizit (in US-Dollar) von 1974 bis zum 30. September 2024 zeigt. Rechts daneben befindet sich eine Spalte mit den Beiträgen wichtiger Handelspartner der USA zu diesem Defizit im Jahr 2024. Das Warenhandelsdefizit ist stetig gestiegen – von 273 Millionen US-Dollar im Jahr 1974 auf 865 Milliarden im Jahr 2008. Dann ging es deutlich zurück, auf 713, 8 Milliarden im Jahr 2013, um danach wieder zuzulegen, auf 1,1 Billionen US-Dollar im letzten Jahr. 2024 leistete China dazu einen Beitrag von etwa 285 Milliarden US-Dollar. Auf Platz 2 steht die EU mit 226 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Mexiko (174 Mrd.), allen anderen Ländern (137 Mrd.), Vietnam (118 Mrd.), Kanada (73 Mrd.), Japan (70 Mrd.) und Südkorea (62 Mrd.).

Quellen: Capital Group, Bureau of Economic Analysis. Gezeigt werden die 12-Monats-Gesamtwerte jeweils bis September. Stand 30. September 2024.

Volkswirte halten das hohe Handelsdefizit der USA für ein mögliches Anzeichen der wirtschaftlichen Stärke des Landes: Die US-Verbraucher kaufen viel. Aber genau dieses Handelsdefizit ist auch der Grund dafür, dass die Trump‘sche Wirtschaftspolitik vor allem auf Zölle setzt. Andere Länder sind erheblich abhängiger vom Außenhandel als die USA, und die Regierung will die starke wirtschaftliche Position ihres Landes nutzen, um ein ausgewogeneres Verhältnis mit ihren Handelspartnern zu erreichen.


Noch immer hat die USA eines der größten Leistungsbilanzdefizite der Welt, was an den enormen Kapitalzuflüssen aus dem Ausland liegt. Wenn die USA ihr Defizit senken wollen, wird weniger Kapital ins Land fließen und der US-Dollar wird abwerten.


Trumps Methode, Zölle per Dekret einzuführen oder abzuschaffen, hat die Märkte verärgert. Frühere US-Administrationen haben Zölle unterschiedliche stark genutzt, aber immer im Rahmen von Gesetzen, die vorab eine eingehende Analyse erforderten, sodass Unternehmen und Stakeholder mehr Vorbereitungszeit hatten. Unabhängig von der Methode können Zölle eine protektionistische Politik einleiten, die langfristige Folgen für Investoren haben kann.


3. Treiben Zölle die Inflation in die Höhe?


Die Antwort ist einfach: Ja. Aber der Wirkungsmechanismus ist komplex.


Bei einer einmaligen Zollerhöhung würden die Preise vermutlich leicht steigen und sich dann stabilisieren. Beunruhigender ist das Szenario eines Handelskriegs, bei dem die Zölle jedes Jahr steigen. Dies könnte zu einer dauerhaft höheren Inflation führen, mit der Folge steigender Zinsen.


Die Volkswirte sind sich einig, dass die Zölle am Ende von Verbrauchern und jenen Unternehmen getragen werden, die niedrigere Margen akzeptieren, um Umsatz zu machen. Allgemein geht man davon aus, dass 30%–50% der Kosten an den Verbraucher weitergereicht werden. Bei Produkten, für die es weniger Alternativen sind, kann dieser Anteil höher sein. Nach aktuellen Analysen wurden die Zölle der Jahre 2018/2019 mehrheitlich an die US-Verbraucher weitergegeben.


Trumps Entscheidung aus dem Januar 2018, Zölle auf importierte Waschmaschinen, aber nicht auf Wäschetrockner zu erheben, ist eine häufig von Volkswirten von der University of Chicago und der Federal Reserve zitierte Fallstudie. Die Analyse zeigt nämlich, dass die US-amerikanischen Waschmaschinenhersteller ihre Preise angehoben haben, obgleich sie ja keine Zölle zahlen mussten. Auch die Preise von Wäschetrocknern sind gestiegen, weil die Hersteller möglicherweise die Zölle für eigenen Zwecke genutzt haben oder um die Preissteigerungen zwischen Waschmaschinen und Trocknern aufzuteilen.


Die Preise von Großgeräten sind unter der Zollpolitik während der 1. Amtszeit Donald Trumps zunächst gestiegen und haben sich später stabilisiert.

Die Abbildung zeigt die Inflationsrate von Haushaltsgeräten gemessen am Verbraucherpreis- und am Einzelhandelspreisindex von Januar 2017 bis Januar 2019. Die Preise haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Von Januar 2017 bis Dezember 2018 sind die Einzelhandelspreise um 13% und die Verbraucherpreise um 6% gestiegen. Im Jahr darauf, im Oktober 2019, waren die Einzelhandelspreise um 16% und die Verbraucherpreise nur um 1% gestiegen.

Quellen: Capital Group, Bureau of Labor Statistics, Peterson Institute for International Economics. Einzelhandelspreise gemessen an der Unterkategorie Großgeräte des Einzelhandels-PPI. Der Erzeugerpreisindex misst die durchschnittliche Veränderung der Verkaufspreise auf Grundlage der Angaben einheimischer Hersteller. Verbraucherpreise gemessen an der Unterkategorie Großgeräte des Verbraucherpreisindex.  Stand 15. Dezember 2019.

In Reaktion auf die Zollschlagzeilen, hat sich also auch des US-Dollar verändert. Grundsätzlich lassen höher Zölle den Dollar aufwerten, weil durch sie die Nachfrage nach Importgüter sinkt, die in ausländischer Währung gezahlt werden. Sinkende Zölle sorgen dagegen für eine Abwertung des Greenback, weil die Nachfrage nach Produkten aus dem Ausland steigt. Ein starker US-Dollar kann einen Teil der zollbedingten Kosten für die Verbraucher ausgleichen, so wie auch US-Touristen auf Auslandsreisen von einem hoch bewerteten Dollar profitieren.


4. Was sind reziproke Zölle und was für Auswirkungen haben sie?


Auf den ersten Blick ist das Konzept reziproker Zölle ganz einfach: „Wir erheben dieselben Zölle wie Ihr.“


Die Trump-Administration strebt einen Ausgleich der Zölle der USA und der von anderen Ländern erhobenen an: reziproke Zölle. Damit beendete sie aber die seit über 75 Jahren übliche multilaterale US-Handelspolitik und umgeht die Regeln der Welthandelsorganisation, der Nachfolgeorganisation des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) von 1947.


Der Grund für die neue Strategie ist, dass die derzeitige US-Regierung glaubt, dass ein zu starkes Ungleichgewicht herrscht. US-Branchen, die ihre Produkte im Ausland verkaufen wollen, sehen sich hohen Handelsbarrieren gegenüber. Ein Beispiel sind Autos. Beim Autohandel zwischen den USA und der Europäischen Union profitiert letztere. Die EU erheben 10% Zoll auf importierte Autos aus den USA, während bei der Einfuhr von EU-Kraftfahrzeugen in die USA nur 2,5% fällig werden.


Ob Trumps Definition reziproker Zölle auch die Mehrwertsteuer einschließt, die viele Länder auf inländische Käufe erheben, ist unklar. Sie werden in der Regel bei jedem Schritt der Produktion erhoben, während die US-Verkaufssteuer (Sales Tax) nur beim Verkauf des Endprodukts fällig wird. Viele Volkswirte führen an, dass Mehrwertsteuer keine Steuern auf Importe und deshalb nicht mit Zöllen gleichzusetzen sind. Im Fall der EU betrüge der effektive Zollsatz unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer etwa 25%.


Ungleiche Handelsbarrieren zwischen den USA und den meisten anderen Volkswirtschaften

Die Tabelle enthält einen Vergleich der Zölle von Importländern mit denen der USA. Die USA erhoben im Durchschnitt 20% Zoll auf Importe aus China, während China für US-Warenimporte nur 7,5% Zoll verlangte. Die Differenz betrug 12,5%, und in China werden zwischen 6% und 13% Mehrwertsteuer erhoben. Die USA erhoben im Durchschnitt 3,3% Zoll auf Importe aus Deutschland, während Deutschland für US-Warenimporte nur 5,0% Zoll verlangte. Die Differenz betrug 1,7%, und in Deutschland China werden 19% Mehrwertsteuer erhoben. Die USA erhoben im Durchschnitt 3,3% Zoll auf Importe aus Japan, während Japan für US-Warenimporte 3,7% Zoll verlangte. Die Differenz betrug 0,4%, und in Japan werden 10% Mehrwertsteuer erhoben. Die USA erhoben im Durchschnitt 3,3% Zoll auf Importe aus Vietnam, während Vietnam für US-Warenimporte 9,4% Zoll verlangte. Die Differenz betrug 6,1%, und in Vietnam werden 10% Mehrwertsteuer erhoben. Die USA erhoben im Durchschnitt 3,3% Zoll auf Importe aus Taiwan, während Taiwan für US-Warenimporte 6,5% Zoll verlangte. Die Differenz betrug 3,2%, und in Taiwan werden 5% Mehrwertsteuer erhoben. Die USA erhoben im Durchschnitt 3,3% Zoll auf Importe aus Irland, während Irland für US-Warenimporte 5,0% Zoll verlangte. Die Differenz betrug 1,7%, und in Irland werden 23% Mehrwertsteuer erhoben. Die USA erhoben im Durchschnitt 3,3% Zoll auf Importe aus Indien während Indien für US-Warenimporte 17% Zoll verlangte. Die Differenz betrug 13,7%, und in Indien werden zwischen 5% und 28% Mehrwertsteuer erhoben.

Quellen: Capital Group, PWC, Census Bureau, World Trade Organization (WTO). Durchschnittliche Zollsätze: Durchschnitt der Zölle nach dem Meistbegünstigungsprinzip (Most Favoured Nation, MFN) der WHO auf Grundlage der Zahlen für das Jahr 2023, mit Ausnahme von: Kanada, Mexiko und Südkorea, die freie Handelsabkommen mit den USA haben und deshalb nicht auf der Liste stehen. Beim durchschnittlichen Zollsatz Chinas auf US-Waren wurden Gegenzölle nicht berücksichtigt. VAT: Mehrwertsteuer. 1Verbrauchssteuer 2Waren- und Dienstleistungssteuer (GST). Die Spalte Zolldifferenz enthält grüne Balken, die sich nach rechts ausdehnen und rote Balken, die sich nach links ausdehnen. Grüne Balken bedeuten, dass die USA höhere Zölle erheben als der Handelspartner (positive "Zolldifferenz"), rote Balken bedeuten, dass die Zölle der USA niedriger sind als die des Handelspartners. Nur gegen China erheben die USA höhere Zölle als umgekehrt. Stand 10. März 2025.

Weil es hier um bilaterale Handelsvereinbarungen geht, kommt es auf die Details an. Durch Zölle auf Produkte von wichtigen Handelspartnern wie China, die EU, Kanada und Mexiko können das US-Handelsdefizit sinken und die US-Produktion steigen, was einheimischen Unternehmen einen Vorteil gegenüber Importen verschaffte.


Aber sie können auch Gegenmaßnahmen auslösen, wie in Kanada, das den Verkauf von US-Spirituosen eingestellt hat. China könnte die Exporte wichtiger Mineralien in die USA stoppen, weniger Flugzeuge und landwirtschaftliche Produkte einführen und US-Unternehmen, die in China aktiv sind, genauer unter die Lupe nehmen, beispielsweise Apple, Starbucks und Tesla.


5. Welche Folgen hatten Zölle während der ersten Amtszeit Trumps?


Angesichts der aktuellen Zoll-Schlagzeilen könnten Investoren meinen, sie hätten ein Déjà-vue. Auch während der ersten Amtszeit Trumps wollte die US-Administration mit Zöllen gegen China ihr Handelsdefizit senken. Daraus entstand ein Handelskrieg, der mit ganz ähnlichen Schlagzeilen und Marktvolatilität verbunden war wie wir sie zurzeit sehen.


Während der ersten Amtszeit Trumps beherrschten Zölle die Schlagzeilen

Die Abbildung zeigt die Wertentwicklung einer Anlage von 1.000 US-Dollar in den S&P 500 Index vom 1. Januar 2028 bis zum 31. Dezember 2019. Der Wert ist auf 1,257 US-Dollar gestiegen. Gezeigt wird außerdem auf der rechten Seite der Verbraucherpreisindex. Er ist von 2,15% am 31. Januar 2018 auf 2,85% im Juli 2018 gestiegen und danach gesunken – auf 2,15% im November 2018. Dann schwankte er um diesen Wert und lag im Dezember 2019 bei 2,32%. Die Abbildung zeigt zudem Schlagzeilen und Ereignisse in diesem Zeitraum: 22. Januar 2018: Trump verhängt Zölle auf Solarpanels & Waschmaschinen, 23. März 2018:  Einführung allgemeiner Zölle auf Stahl und Aluminium. 1. Juni 2018: Ende der Aussetzung der Zölle gegen die EU, Kanada und Mexiko, 22. Juni bis 1. Juli 2018: Gegenzölle seitens EU und Kanada, 6. Juli 2018: 1. Welle der Zölle (USA/China), 24. Juli 2018: Einführung von Subventionen für US-Landwirte, 23. August 2018: Beginn der 2. Welle der Zölle (USA/China), 24. September 2018: Beginn der 3. Welle der Zölle (USA/China), 1. Dezember 2018: Erklärung des „Zollstillstands“ (USA/China), 24. Februar 2019: Verschiebung der Zollerhöhungen, 10. Mai 2018: Anhebung der bereits bestehenden Zölle auf Waren aus China, 17. Mai 2019: Anhebung der US-Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko, 30. Mai 2019: USA erheben Zölle gegen Mexiko, um Einwanderung zu begrenzen, 1. Juni 2019: China hebt die Gegenzölle an, 7. Juni 2019: Aufhebung der Zölle gegen Mexiko, 1. August 2019: USA kündigt Zölle auf fast alle restlichen Importe aus China an, 17. August 2019: Trump verschiebt seine Entscheidung über Zölle auf Autos und 31. Dezember 2019: In Erwartung einer Einigung mit China hebt Trump alle für diesen Monat angekündigten Zölle auf.

Quellen: Capital Group, Bureau of Labor Statistics, Peterson Institute for International Economics, Standard & Poor's. Wert einer hypothetischen Anlage in den S&P 500: Gesamtertrag des Index vom 1 Januar 2018 bis zum 31. Dezember 2025. Die Ergebnisse der Vergangenheit sind kein Hinweis auf die künftige Performance. Stand 10. März 2025.

In der Rückschau waren die Folgen für die Inflation insgesamt aber gering. 2018 und 2019 lag der Verbraucherpreisindex zwischen 1,50% und 2,85% p.a. Der S&P 500 Index ging 2018 zurück, legte aber 2019 kräftig zu, und beides lag nicht an Zöllen.


Seitdem hat sich die Welt aber verändert. Die Folgen der Pandemie, Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie der größte Inflationsschock seit Jahrzehnten belasten die Volkswirtschaften nach wie vor. Welche Auswirkungen Zölle und staatliche Sparmaßnahmen auf das Wachstum haben, ist diesmal aufgrund der erratischen Politik Trumps noch schlechter abzuschätzen.


Die Lehre für Zeiten wie diesen könnte sein, dass wir immer uns immer bewusst sein müssen, was wir nicht wissen und zu erkennen, dass Zölle nur ein Faktor von vielen sind. Um seine langfristigen Investmentziele auch in volatilen Marktphasen zu erreichen, ist es besonders wichtig, an seinen Anlagegrundsätzen festzuhalten: Diversifizieren und langfristig Investieren.



Jared Franz ist Volkswirt und hat 19 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Er hat an der University of Illinois in Chicago in Wirtschaftswissenschaften promoviert und hat einen Bachelor in Mathematik von der Northwestern University.

Robert Lind ist Volkswirt und hat 37 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2024). Er hat einen Bachelor in Philosophie, Politik und Volkswirtschaft von der Oxford University.


Möchten Sie automatisch branchenführende Einblicke und aktuelle Trends von unserem Investmentteam erhalten?

Melden Sie sich jetzt an und erhalten Sie alle zwei Wochen unseren Capital Ideas Newsletter direkt in Ihren Posteingang.

Mit der Angabe Ihrer Daten erklären Sie sich damit einverstanden, E-Mails von Capital Group zu erhalten. Alle E-Mails enthalten einen Link zum Abbestellen und Sie können sich jederzeit abmelden. Für weitere Informationen lesen Sie bitte die Datenschutzrichtlinien der Capital Group.

Die Ergebnisse der Vergangenheit sind kein Hinweis auf künftige Ergebnisse. Man kann nicht direkt in einen Index investieren. Indizes sind keine gemanagten Produkte. Der Wert und Ertrag von Anlagen können schwanken, sodass Anleger ihr investiertes Kapital ganz oder teilweise verlieren können. Diese Informationen sind weder Anlage-, Steuer- oder sonstige Beratung noch eine Aufforderung, irgendein Wertpapier zu kaufen oder zu verkaufen.

Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung am Tag der Veröffentlichung dieses Dokuments wieder. Sie entsprechen möglicherweise nicht der Meinung anderer Mitarbeiter von Capital Group oder deren Tochtergesellschaften. Alle Angaben beziehen sich auf den genannten Zeitpunkt (falls nicht anders angegeben). Einige Informationen stammen möglicherweise aus externen Quellen, und die Verlässlichkeit dieser Informationen kann nicht garantiert werden.

Die Capital-Group-Unternehmen managen Aktien in drei Investmenteinheiten, die ihre Anlageentscheidungen unabhängig treffen und unabhängig voneinander auf Hauptversammlungen abstimmen. Die Anleihespezialisten sind für das Anleihenresearch und das Anleihemanagement im gesamten Unternehmen verantwortlich. Bei aktienähnlichen Anleihen werden sie aber ausschließlich für eine der drei Einheiten tätig.