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Drei Investmentideen nach den Unternehmensgewinnberichten für das 2. Quartal
Mark L. Casey
Aktienportfoliomanager
Christopher Lee
Aktienanalyst
Betsy Lind
Aktienanalystin

Ein starker Anstieg der Volatilität nach eher schwachen Arbeitsmarktdaten in den USA und einer Zinserhöhung in Japan verdeckte die alles in allem solide Entwicklung der Unternehmensgewinne im 2. Quartal.


„Ich investiere langfristig, aber die langfristigen Ergebnisse sind immer die Summe aller kurzfristigen. Deshalb ist jeder Quartals-Gewinnbericht wichtig“, sagt Aktienportfoliomanager Mark Casey. „Ich suche nach Informationen dazu, ob meine langfristige Investmentthese meine Erwartungen weiter erfüllt, übererfüllt oder nicht mehr erfüllt.“


Vor diesem Hintergrund stelle ich heute drei Investmentideen vor, die sich nach den jüngsten Unternehmensgewinnberichten ergeben haben.


Die Gewinnaussichten für 2024 lassen etwas nach, bleiben aber solide


Das Balkendiagramm oben zeigt die Gewinnschätzungen für das 2. Quartal 2024 sowie die Jahre 2024 und 2025. Die erste Prognose (Stand 30. Juni 2024) erfolgte vor der Veröffentlichung der Ergebnisse für das 2. Quartal, beim zweiten Wert handelt es sich um die aktuelle Prognose (Stand 14. August 2024) nach Bekanntgabe der Quartalsergebnisse der meisten S&P 500-Unternehmen. Die Prognose vor Bekanntgabe der Zahlen lag für das 2. Quartal 2024 bei 8,1% Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr, die aktuelle Schätzung liegt bei 10,9%. Die Prognose vor Bekanntgabe der Zahlen lag für das Gesamtjahr 2024 bei 10,8% Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr, die aktuelle Schätzung liegt bei 10,1%. Die Prognose vor Bekanntgabe der Zahlen lag für das Gesamtjahr 2025 bei 14,3% Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr, die aktuelle Schätzung liegt bei 15,1%.

Quellen: Capital Group, FactSet. Gewinnwachstum bezieht sich auf die jährliche Veränderung des Ergebnisses je Aktie. Stand 14. August 2024.

1. KI ist immer noch interessant, aber die Ausgaben sind problematisch


Die Geschäftsführungen großer Technologieunternehmen haben in ihren Telefonkonferenzen betont, dass Investitionen in künstliche Intelligenz schon jetzt zum Unternehmenswachstum beitragen. Möglicherweise wollten sie damit Investoren beruhigen, die sich wegen der gestiegenen KI-Investitionen sorgen.


„Jedes Unternehmen, für das die KI wichtig ist, scheint eine glaubwürdige Geschichte erzählen zu können, dass die KI schon jetzt ihre Umsätze steigert. Das ist einer Gründe dafür, dass ihre Aktien so nahe an ihren Allzeithochs notieren“, so Casey.


Mark Zuckerberg, CEO von Meta, verwies darauf, dass „Fortschritte der KI die Qualität der Empfehlungen und die Kundenbindung verbessert.“ Eines der langfristigen Ziele von Meta ist, Marketingfachleute in die Lage zu versetzen, die Prozesse zur Erstellung und Prüfung von Werbeinhalten zu automatisieren.


Dennoch sind die Investoren wegen der steigenden Ausgaben beunruhigt. „In manchen Fällen sind diese Ausgaben so hoch, dass man sich kaum vorstellen kann, dass irgend ein Investmentertrag möglich ist“, sagt Casey.


Wenn es zu einer Rezession kommt, könnten sinkende Privatausgaben die Gewinne belasten, aber die langfristigen Auswirkungen auf die Aktienkurse sind schwerer zu prognostizieren.


„Mein vereinfachter Investmentansatz besteht darin, auf die nächsten vier bis acht Jahren zu achten und davon auszugehen, dass es irgendwann in dieser Zeit zu einer Rezession kommt. Dann versuche ich herauszufinden, welche Unternehmen in vier bis acht Jahren größer und rentabler sein dürften als ihre Aktienkurse heute in Aussicht stellen“, so Casey. Dies helfe ihm beim Umgang mit kurzfristiger Volatilität und dabei, übereilte Entscheidungen zu vermeiden.


2 Unternehmen, die Medikamente zur Gewichtsabnahme anbieten, bauen ihre Führung aus


Das Duopol von Eli Lilly und Novo Nordisk für Medikamente zur Gewichtsabnahme und gegen Diabetes dürfte Bestand haben, sagt Aktienanalyst Christopher Lee, der sich mit Pharmazie- und Biotechnologieunternehmen aus den USA befasst.


Eli Lilly, das Mounjaro und Zepbound vertreibt, hat sehr viel in seine Produktionskapazitäten investiert, weil die beiden Medikamente aufgrund der hohen Nachfrage auf der Liste der knappen Arzneimittel der Food and Drug Administration gesetzt wurden. Seit Anfang August sind sie in der staatlichen Datenbank aber wieder als „verfügbar“ gekennzeichnet.


„Allmählich kommen Wettbewerber auf die Idee, dass sie ein Produkt brauchen, das sich von den zurzeit erhältlichen Adipositas-Medikamenten unterscheidet oder sie ergänzt“, sagt Lee. Beispielsweise arbeiten einige Unternehmen an Arzneimitteln, die dafür sorgen, dass Menschen, die Gewicht verlieren, ihre Muskelmasse behalten.


Die Wettbewerbsvorteile von Eli Lilly und Novo Nordisk, dem Hersteller von Ozempic und Wegovy, nehmen zu, weil die beiden Unternehmen in den letzten 20 Jahren Milliarden von US-Dollar in ihre Vertriebssysteme investiert haben. „Bis ein Wettbewerber ein geeignetes Produkt an den Markt bringt, werden Eli Lilly und Novo Nordisk durch die Zusammenarbeit mit betrieblichen Versicherungen eine hohe Hürde aufgebaut haben. Diese Strategie wird häufig „rebate wall“ (Rabattmauer) genannt, weil sie es Wettbewerbern schwer macht, den Vertrieb ihrer Arzneimittel in Schwung zu bringen“, sagt Lee.


„Zugleich könnten Investoren, die eine nachlassende Konjunktur befürchten, ihre Positionen im Gesundheitssektor grundsätzlich überdenken“, fügt er hinzu. Der Sektor hat sich in der Regel in Abschwüngen besser gehalten als der S&P 500 insgesamt, weil Verbraucher üblicherweise nicht an lebenswichtigen Medikamenten sparen.


Gesundheitsaktien waren zuletzt stabil


Ein Liniendiagramm, das die kumulierten Erträge des S&P 500 Index denen des Gesundheitssektors des Index gegenüberstellt (vom 31. Mai bis zum 14. August 2024). Die Grafik ist umbasiert: 31. Mai 2024 = 100. Der S&P 500 Index ist bis zum 16. Juli auf 107,6 Punkte gestiegen. Der Gesundheitssektor des Index stieg bis zum 24. Juni auf 102,8 Punkte und ging bis zum 3. Juli auf 100,2 Punkte zurück.  Sowohl der Gesamtindex als auch sein Gesundheitssektor stiegen in der ersten Julihälfte, bevor sie Anfang August einbrachen. Am 14. August stand der S&P 500 Index bei 103,6 Punkten. Der Gesundheitssektor des Index stand bei 106,2 Punkten.

Quellen: Capital Group, FactSet, Standard & Poor's. Die kumulierten Gesamterträge wurden umbasiert: 31. Mai 2024 = 100 und die Kurven enden am 14. August 2024.

3 Die USA lebt noch immer von Fastfood


„Nachdem McDonald's und andere Fastfood-Ketten ihre Preise im Zuge der Pandemie kräftig angehoben hatten, bieten sie jetzt wieder günstigere Produkte an, um Kunden zurückzugewinnen“, sagt Investmentanalystin Betsy Lind.


„McDonald's hat sich in Zeiten, in denen die Verbraucher sparen, bislang immer gut entwickelt, aber in den letzten Jahren hat das Unternehmen seine Preise so stark erhöht, dass sie viele Kunden mit niedrigeren Einkommen verloren haben“, erläutert sie.


„Jetzt führen Fastfood-Anbieter Menüs zu Sonderpreisen ein und konkurrieren aktiv um Kunden. Weil sie ihre Preise nicht anheben können, müssen sie mehr Umsatz machen.“


Unterdessen wachsen Unternehmen wie DoorDash, die Essen und Nahrungsmittel nach Hause liefern, weiter, auch weil sie ihr Angebot auf Lebensmittellieferungen ausgeweitet haben. „Bei Nahrungsmitteln, die man in Geschäften kauft, ist die Inflation schneller zurückgegangen als beim Essen im Restaurant“, erläutert Lind und fügt hinzu, dass sich der Abstand aber verkleinern dürfte.


Wegen der nach wie vor hohen Inflation der Restaurantpreise haben viele zu hause gegessen.


Die Linien zeigen die kumulierte Veränderungen der Restaurantpreis- und der Lebensmittelinflation. Eine schraffierte Fläche von Februar 2020 bis März 2020 zeigt eine Rezession. Auf der vertikalen Achse ist die kumulierte prozentuale Veränderung der Verbraucherpreisinflation abgetragen. Die Skala reicht von 0% bis 35%. Von Dezember 2018 bis Dezember 2019 stieg die Restaurantpreisinflation um 3%, während die Lebensmittelpreisinflation um 1% zulegte. Von Dezember 2018 bis Dezember 2022 stieg die Restaurantpreisinflation um 23%, während die Lebensmittelpreisinflation um 25% zulegte. Von Dezember 2018 bis Juli 2024 stieg die Restaurantpreisinflation um insgesamt 32%, während die Lebensmittelpreisinflation um 28% zulegte.

Quellen: Capital Group, Bureau of Labor Statistics, National Bureau of Economic Research (NBER). Die schraffierten Fläche zeigt eine Rezession (per Definition des NBER). Die gezeigte kumulierte Veränderung ist die des US Consumer Price Index (CPI) for All Urban Consumers: Food At Home (Lebensmittel) and U.S. CPI for All Urban Consumers: Food Away From Home (Restaurants) von Dezember 2018 bis Juli 2024.

Nach Einschätzung von Betsy Lind könnte McDonald's Kunden zurückgewinnen, weil der Service des Unternehmens nach wie vor schnell und die Speisekarte einfach strukturiert ist. In den USA sind die flächenbereinigten Umsätze von McDonald's im 2. Quartal um 0,7% zum Vorjahr gesunken. Die Aktie des Unternehmens hat dieses Jahr um etwa 7,5% nachgegeben (Stand 15. August).


Im Gegensatz dazu sind Firmen wie Sweetgreen, Chipotle und Cava Group, deren Zielgruppe gesundheitsbewusste Menschen mit höheren Einkommen sind, weiter stark gewachsen. „Menschen entscheiden sich schon länger für diese gesünderen Optionen, aber sie sind nicht der Grund für die Schwäche der Fastfoodketten.


Wie man einen Abschwung übersteht


Die zuletzt volatilen Märkte haben gezeigt, wie impulsiv Investoren sein können, wenn sie eine Rezession befürchten. Und genauso schnell hatten sich die Aktienmärkte wieder erholt. Alles in allem waren die Quartalsgewinne recht gut. Es gab aber erste Anzeichen, dass Verbraucher mit niedrigeren Einkommen ihre Ausgaben weiter senken.


Kurzfristig wird es immer wieder einmal volatile Marktphasen geben, weil die Anlegerstimmung schwankt, und die Investoren emotionale Entscheidungen treffen. „Langfristig spiegelt der Aktienkurs eines Unternehmens aber in der Regel genau seinen wirtschaftliche Wert wider“, sagt Casey abschließend.



Mark L. Casey ist Aktienportfoliomanager und hat 23 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Er hat einen MBA von der Harvard University und einen Bachelor von der Yale University.

Christopher Lee ist Investmentanalyst mit Researchverantwortung für die Bereiche US-Pharmazie und -US-Biotechnologie. Er hat 16 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Lee hat einen Abschluss in Medizin von der Columbia University und einen Bachelor in molekularer Biophysik und Biochemie von der Yale University.

Betsy Lind ist Aktienanalystin mit Researchverantwortung für Restaurants, Nahrungsmitteltechnologie und Nahrungsmittelhandel in den USA. Sie hat 21 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Lind hat einen MBA und einen Bachelor in Business Administration von der University of Southern California.


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