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Raumfahrt
Flugreisen sind wieder im Kommen
Todd Saligman
Aktien-Analyst
Steve Watson
Aktienportfoliomanager
Christopher Thomsen
Aktienportfoliomanager

Nach zwei Jahren, in denen der Himmel relativ leer war, erlebte Ryanair-Chef Michael O'Leary das unglaubliche Wiederaufleben der Nachfrage nach Flugreisen am eigenen Leib. Angesichts der langen Verzögerungen bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen von Dublin bat er die irische Regierung letzten Monat, die Armee einzusetzen, um bei der Abfertigung der erwartungsvollen Reisenden zu helfen, die in die Terminals strömen.


Mit der allmählichen Erholung der Weltwirtschaft nach der Pandemie sehen sich die Flughäfen auf der ganzen Welt mit einem Ansturm von Passagieren konfrontiert, die das in den letzten Jahre Versäumte nachholen wollen. Angefacht von der aufgestauten Nachfrage, fliegen viele zum ersten Mal wieder, seit das COVID-19-Virus die Reisebranche lahmgelegt hat. Für die Fluggesellschaften kam der Umschwung in der Nachfrage schnell und rasant und übertraf selbst die optimistischsten Erwartungen.


„Die Nachfrage zieht fast so schnell wieder an, wie sie abgeflaut ist“, sagt Todd Saligman, Aktienanalyst der Capital Group, der sich mit der Luft- und Raumfahrtindustrie in den USA und Europa beschäftigt. „Viele US-Fluggesellschaften haben berichtet, dass der März der stärkste Buchungsmonat in der Geschichte war, und wir sehen eine ähnliche Tendenz in Europa.“


Der Flugverkehr in den USA erholt sich nach dem starken Einbruch während der Pandemie

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Quellen: Capital Group, U.S. Transportation Security Administration. Die Daten zeigen die Anzahl der Reisenden, die die TSA-Kontrollstellen am Flughafen passieren. Stand: 30. April 2022.

Angesichts der bevorstehenden Sommerferien dürften die Flugreisen in weiten Teilen der westlichen Welt das Vor-COVID-Niveau übertreffen. Und das trotz einiger widriger Umstände, mit denen die Fluggesellschaften heute konfrontiert sind, wie z. B. stark gestiegene Treibstoffkosten, ein Mangel an Piloten und eine geringere Anzahl verfügbarer Flüge, während die Branche auf Hochtouren läuft. In China wird das Wiederanlaufen der Wirtschaft durch das erneute Auftreten des Virus verzögert, sodass der Flugverkehr in Asien derzeit hinter dem in den USA und Europa zurückbleibt.


„Wir sind noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der COVID-19-Pandemie, aber das ist nur eine Frage der Zeit“, bemerkt Saligman. „Reisen ist in vielen Ländern eine langfristige Wachstumsbranche. Nur etwa 20 % der Weltbevölkerung waren schon einmal im Flugzeug. Gerade in Schwellenländern wie China und Indien, wo die Mittelschicht wächst und der Luftverkehr noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es also enormen Spielraum für Wachstum.“


Volatilität liegt in der Luft


Täuschen Sie sich nicht: Aktien von Fluggesellschaften sind volatil. Als Gruppe fielen die Aktien von US-Fluggesellschaften im Jahr 2020 um 31 %, nachdem von der Regierung verhängte Lockdowns und Beschränkungen für internationale Reisen den Flugverkehr praktisch zum Erliegen gebracht hatten. Im Jahr 2021 gaben sie um weitere 2 % nach, obwohl die wieder anziehende Wirtschaft anderen Sektoren Auftrieb verlieh. Die Entwicklung in diesem Jahr verlief bisher durchwachsen. Ungeachtet eines Rückschlags nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar legte der Sektor um fast 10 % zu.


Der Krieg hat zu einem kometenhaften Anstieg des Kerosinpreises beigetragen, der in diesem Jahr um 110 % gestiegen ist und damit den Anstieg der Ölpreise bei weitem übertroffen hat. Für Fluggesellschaften ist Treibstoff in der Regel der zweitgrößte Kostenfaktor nach dem Personal.


Die Kosten für Kerosin steigen sogar noch schneller als die Ölpreise

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Quellen: Capital Group, Refinitiv Datastream. Die Kerosinpreise entsprechen dem Spotpreis für Kerosin an der US-Golfküste. Die Brent-Rohölpreise entsprechen dem Spotpreis für Brent in Europa. Stand: 30. April 2022.

In normalen Zeiten würde ein solch dramatischer Anstieg der Kerosinpreise der hart umkämpften Luftfahrtindustrie schaden. Aber dies sind keine normalen Zeiten.


„Die Fluggesellschaften konnten diese Kosten größtenteils in Form von höheren Flugpreisen weitergeben“, erklärt Saligman. „Diese Aktien werden wahrscheinlich weiterhin volatil sein, aber ich denke, dass die nächsten sechs bis zwölf Monate eine sehr starke Periode für die Fluggesellschaften sowie für Kreuzfahrtgesellschaften und andere reisebezogene Unternehmen sein könnten.“


Tatsächlich prognostizieren zwei der größten US-amerikanischen Fluggesellschaften – American Airlines und Delta Airlines – für das aktuelle Quartal zum 30. Juni einen Rekordumsatz. In den letzten Telefonkonferenzen zu den Geschäftsergebnissen sagten die Führungskräfte der Fluggesellschaften, dass sie für die Sommerreisesaison einen Umsatzsprung erwarten. „Die Nachfrage ist stärker als je zuvor in meiner Karriere“, sagte Scott Kirby, CEO von United, „und das noch bevor sich der Geschäftsreiseverkehr vollständig erholt hat.“


Die Luftfahrtbranche ist auf ein schnelles Wachstum in einer Welt nach der Pandemie vorbereitet

Quellen: Capital Group, MSCI, Refinitiv Datastream, RIMES. Stand: 30. April 2022.

Fliegen Sie mit


Der Optimismus im Hinblick auf die Luftfahrtindustrie ist mit einigen Vorbehalten verbunden. Der Aufschwung dürfte sich fortsetzen, wenn die Energiepreise nicht noch weiter in die Höhe schnellen, der Russland-Ukraine-Konflikt sich nicht ausweitet und nicht erneut strenge COVID-Beschränkungen verhängt werden. Das sind einige schwerwiegende Prämissen, die sich wie geplant entwickeln können oder auch nicht. Langfristig ist der Ausblick jedoch günstig, sagt Portfoliomanager Steve Watson.


„Ich denke, COVID wird verschwinden und die Leute werden wieder fliegen wollen – so einfach ist das“, sagt Watson, der Fluggesellschaften, Kreuzfahrtunternehmen und Reiseveranstalter in seinen Portfolios hält. „Anleger sollten sich weniger auf das Timing konzentrieren, sondern vielmehr darauf, wie sich die Cashflows und Erträge in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln werden.“


Was ist mit der Befürchtung, dass Zoom- oder Webex-Videogespräche die Notwendigkeit von persönlichen Geschäftsbesprechungen ersetzen werden? Das ist Unsinn, sagt Watson.


„Vor Jahren hieß es, dass Telefonkonferenzen das Ende der Geschäftsreisen bedeuten würden, und auch das hat sich nicht bewahrheitet“, stellt er fest. „Menschen, die ihren Umsatz im persönlichen Gespräch machen, werden reisen.“


Lange Startbahn für das Thema „Wiederanlaufen“


Als eine der wenigen Branchen, die noch nicht voll von der COVID-Erholung profitiert haben, sind viele Fluggesellschaften aus Bewertungssicht attraktiv, sagt Portfoliomanager Chris Thomsen.


Fluggesellschaften haben eine verzögerte Erholung durchlaufen, vor allem aufgrund des Auftretens der Omikron-Variante von COVID-19 im vergangenen Dezember. Angesichts der Tatsache, dass Omikron in vielen Teilen der Welt auf dem Rückzug ist, sind Fluggesellschaften und andere reisebezogene Unternehmen gut positioniert, um von dem Comeback zu profitieren, das andere, vom Abschwung im Jahr 2020 hart getroffene Sektoren beflügelt hat.


Den Beweis dafür hat Thomsen kürzlich auf einer Reise von London nach Los Angeles gesehen.


„Die Flughäfen waren überfüllt, die Restaurants waren belebt und die Flüge waren voll“, sagt er. „Ich denke, wir befinden uns jetzt in einer Post-COVID-Welt. Die Leute wollen rausgehen und all die Dinge tun, die sie in den letzten zwei Jahren nicht tun konnten. Das wird zumindest in den nächsten Jahren für die Reisebranche von Vorteil sein.“


 



Todd Saligman ist Aktien-Analyst bei Capital Group mit Research-Verantwortung für die Bereiche Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Fluggesellschaften in den USA und Europa und Kreuzfahrtlinien in den USA. Er verfügt über 12 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche und ist seit acht Jahren bei Capital Group tätig. Er hat einen MBA der Harvard Business School und einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der University of Pennsylvania mit der Auszeichnung „magna cum laude“. Todd Saligman ist in Los Angeles tätig.

Steve Watson ist Aktienportfoliomanager mit 33 Jahren Anlageerfahrung. Er hat einen MBA- und einen MA-Abschluss in Französisch von der New York University sowie einen Bachelor-Abschluss in Französisch von der University of Massachusetts.

Christopher Thomsen ist Aktienportfoliomanager mit 23 Jahren Branchenerfahrung. Er hat einen MBA von der Columbia Business School und einen BA in Internationaler Volkswirtschaftslehre von der School of Foreign Service der Georgetown University, Washington.


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