Wichtige Hinweise

Diese Webseite richtet sich ausschließlich an Finanzintermediäre in Luxemburg.

 

Wenn Sie Privatanleger sind, klicken Sie bitte hier; wenn Sie institutioneller Investor sind, klicken Sie bitte hier. Informationen über andere Standorte/Länder finden Sie hier.

 

Mit Ihrem Klick bestätigen Sie, dass Sie die rechtlichen und aufsichtsrechtlichen Hinweise gelesen und verstanden haben.

Zinsen

Die US-Wirtschaft setzt zu einer weichen Landung an. Wie geht es jetzt weiter?

In den letzten Monaten drehten sich die Marktkommentare vor allem darum, ob der US-Wirtschaft eine weiche Landung gelingen kann. Aber was genau ist das?

 

Bei einer weichen Landung wird das Wachstum einer Volkswirtschaft so stark zurück, dass die Inflation nachlassen kann, bleibt aber stark genug, um nicht in eine Rezession zu fallen. Als die US Federal Reserve (Fed) vor zwei Jahren mit der Inflationsbekämpfung begann, bezweifelten viele Investoren, dass dieses Kunststück gelingen kann.

 

Auch ich habe es für unwahrscheinlich gehalten. Aber seitdem hat die Inflation nachgelassen, die Schaffung neuer Stellen hat sich verlangsamt, aber es kam nicht zum Stellenabbau, und die US-Wirtschaft ist nicht in die Rezession gefallen. Der Inflationskampf ist noch nicht zu Ende. Bislang hat sie das 2-Prozent-Ziel der Fed noch nicht erreicht. Aber sie ist nahe genug dran, dass Fed-Chef Jerome Powell in seiner jüngsten Rede in Jackson Hole (Wyoming) eine Zinssenkung geradezu versprochen hat.

Die US-Wirtschaft hat nachgelassen, hat aber nicht stagniert

Die Abbildung zeigt das annualisierte US-BIP-Wachstum vom 1. Quartal 207 bis zu einem geschätzten Wert für das 3. Quartal 2024. Die Schätzung steht in einem separaten Feld und lautet auf 1,5%. In den anderen Jahren reichen die Werte von -31,6% bis zu 31,0% während des pandemiebedingten Abschwungs und der anschließenden Erholung.

Quellen: Capital Group, Bureau of Economic Analysis, FactSet. Die Zahlen für das 1 Quartal 2020, das 2. Quartal 2020 und das 3. Quartal 2020 lauten -5,5%, -31,6%, und 31,0%. Aufgrund der starken Schwankungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie ist die Kurve an der y-Achse abgeschnitten. Die Schätzungen für das 3. Quartal 2024 sind der Durchschnitt der Konsenserwartungen von FactSet. Stand 22. August 2024.

Eine Zinserhöhung der Fed auf ihrer Septembersitzung wäre die erste seit der pandemiebedingten Rezession im März 2020. Sie würde das Ende des bislang einzigartigen zweijährigen Straffungszyklus der Fed, der im März 2022 begonnen hatte.

Wie geht es jetzt weiter?

Es gibt keine zwar keine offizielle Definition für den Begriff weiche Landung, aber in dieser Analyse betrachten wir sie als den Zustand einer Wirtschaft, bei dem das reale BIP-Wachstum im Durchschnitt von drei Monaten unter dem Potenzialwachstum liegt (die zurzeit vom Congressional Budget Office mit 2,0% beziffert wird) und in keinem dieser drei Quartal negativ ist. Wenn die US-Wirtschaft im 3. Quartal 2024 um 1,5% p.a. wächst, wovon derzeit die meisten Marktbeobachter ausgehen, ist die weiche Landung vollbracht.

 

Dies könnte ein wichtiger Meilenstein sein, weil die Wirtschaft in der Vergangenheit in diesem Fällen in der Regel stark gewachsen ist. Dies könnte auch 2025 der Fall sein, vor allem wenn die Fed die Zinsen senkt.

Nach den letzten weichen Landungen hat die US-Wirtschaft angezogen

Das Liniendiagramm zeigt das Wachstum des US-BIP in den Quartalen vor und nach einer weichen Landung vor 2006, nach 2006 und im aktuellen Wachstumszyklus. Zusammengefasst zeigt die Abbildung, dass das Wachstum in der Regel nach einer weichen Landung mehrere Quartale lang steigt.

Quellen: Capital Group, Bureau of Economic Analysis. Die Abbildung zeigt alle weichen Landungen seit 1950. Weiche Landung wurde definiert als Zeitraum mit weniger als 3% (bis 2006) bzw. 2% (nach 2006) durchschnittlichem Wachstum über drei Monate ohne eine Schrumpfung in einem der Monate. Gezeigt wird ein gleitender 3-Monats-Durchschnitt der Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) p.a. (In %). Stand 26. August 2024.

Party wie 1995?

Wenn der Wirtschaft in diesem Quartal eine weiche Landung gelingt, könnte die Entwicklung der am Ende eines anderen starken Straffungszyklus der Fed ähneln: 1995, als der Leitzins zum Schluss bei 6.0% lag. Trotz des schnellen Zinsanstiegs wuchs die Wirtschaft stabil bis 2000 – ungeachtet einiger Finanzprobleme wie der mexikanischen Tequilakrise, der Abwertung des thailändischen Baht, des Zahlungsausfalls Russlands und des Zusammenbruchs des Hedgefonds Long-Term Capital Management.

 

In diesem Zeitraum passte die Fed die Federal Funds Rate nur leicht an. Sie senkte sie um 75 Basispunkte, hob sie dann um 25 Basispunkte an, senkte sie erneut um 75 Basispunkte und erhöhte sie schließlich um 175 Basispunkte auf am Ende 6,5%. Dabei bleib die Inflation auf oder unter dem von der Fed angestrebten Wert von 2%. Wenn es diesmal genauso macht, könnte der Minimal-Leitzins in diesem Zyklus bei 4,125% und der Schlusswert bei 5,875% liegen.

 

Aber 1995 war die US-Wirtschaft schwächer als heute. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,5% und ging am Ende auf 3,8% zurück. Zurzeit beträgt sie 4,3%. Der Spielraum für eine lange Wachstumsphase ist also kleiner. Hinzu kommt, dass Zinsen auf demselben Niveau wie damals die Wirtschaft heute stärker belasten würden – wegen der höheren Verschuldung und des demografischen Wandels.

 

Umgekehrt könnten Faktoren wie staatliche Wachstumsprogramme, strukturelles Reshoring und Investitionen in künstliche Intelligenz die Belastung durch höhere Zinsen abfedern.

 

Bislang scheinen die höheren Zinsen der Wirtschaft nichts ausgemacht zu haben. Und trotz der Bedenken in letzter Zeit scheint sich auch der Arbeitsmarkt gut zu halten. Kürzlich ist die Arbeitslosenquote gestiegen, obgleich 114.000 neue Stellen geschaffen wurden – offenbar, weil die Zahl der Erwerbspersonen gestiegen ist. Genau dies würden die Fed-Vertreter gerne sehen: eine weiche Landung nach ihrem Sinne mit einer leichten Arbeitsmarktschwäche, die ein moderates Lohnwachstum ermöglicht, während die Beschäftigung weiterhin steigt.

 

Natürlich könnte die Arbeitslosenquote wieder zurückgehen, wenn sich der Zustrom an Arbeitskräften verlangsamt und die Wirtschaft 2025 wieder stärker wächst.

Zinsausblick: Senken Sie ihre Erwartungen

Gemessen am Markt für Zinsfutures gehen die Investoren davon aus, dass die Fed ihren Leitzins bis Ende des Jahres um 50 bis 75 Basispunkte und 2025 um mehr als 100 Basispunkte senkt. Ich halte es für wahrscheinlich, dass es weniger sein wird.

Vielleicht erwarten die Marktteilnehmer zu viele Zinssenkungen der Fed

Die Abbildung zeigt den Verlauf der US Federal Funds Rate von 1986 bis heute sowie die Erwartungen für die verbleibenden Monate 2024 und das Jahr 2025. Die Spanne reicht von fast 10% in den späten 1980ern bis zu fast null in den 2010ern und während der COVID-Pandemie in den frühen 2023ern. Der Text in der Abbildung weist darauf hin, dass die Märkte derzeit mit drei bis vier Zinssenkungen bis Ende 2024 rechnen.

Quellen: Capital Group, Chicago Mercantile Exchange, Federal Reserve Bank of St. Louis, National Bureau of Economic Research. Die obere Grenze des Zielbereichs gilt seit 2008. Tatsächliche Daten und Markterwartungen Stand 23. August 2024.

Würde die Fed, wenn die US-Konjunktur nach einigen Zinssenkungen stabil bleibt – oder sogar anzieht, wie es bei früheren weichen Landungen der Fall war – und auch das Stellenwachstum nicht enttäuscht, das Risiko eingehen, eine recht gute Wirtschaft zu überhitzen? Ich denke nicht. Vor allem dann nicht, wenn die Inflation weiterhin über 2% liegt, was nach der Aussage von Powell letzte Woche durchaus möglich ist.

 

Powells Reden sind immer wie Rorschach-Tests. Die Menschen sehen und hören, was sie sehen und hören wollen. Mir geht es vermutlich nicht anderes. Unter diesem Vorbehalt gehe ich nicht davon aus, dass Fed die Zinsen so stark senken wird, wie es die Marktteilnehmer erwarten. Aber ich habe es auch einmal für unwahrscheinlich gehalten, dass die Fed die Zinsen im Jahr 2024 überhaupt senkt. Wenn also in den nächsten zwei Wochen keine sehr überraschenden Konjunkturdaten herauskommen, werde ich mit meiner Prognose um ein paar Monate daneben liegen. Aber vermutlich werden wir das Jahr 2024 mit erheblich weniger Zinssenkungen beenden als die Märkte am Anfang des Jahres erwartet haben.

 

Wenn das US-Wirtschaftswachstum Anfang 2025 über dem Potenzialwachstum liegt – nachdem die Fed ihren Leitzins ein oder zwei Mal gesenkt hat – könnte die Fed ihren Auftrag für erfolgreich beendet erklären. Wenn man bedenkt, wie wichtig Preisstabilität nach dem schlimmsten Inflationsschub seit 40 Jahren ist, wäre jetzt vermutlich eine behutsame Geldpolitik sinnvoll.

 

Selbst mit weniger Zinssenkungen als erwartet könnte das Umfeld günstig für Aktien und Anleihen sein. Eine wachsende Wirtschaft dürfte den Aktienkursen langfristig zugutekommen, und die Zinsen könnten hoch genug bleiben, damit Anleihen Investoren eine gute Alternative zu Aktien bieten.

color-headshot-Darrell-Spence-DTS

Darrell Spence  ist Volkswirt, analysiert die USA und hat 31 Jahre Investmenterfahrung  (Stand 31. Dezember 2023). Er hat einen Bachelor in Volkswirtschaft vom Occidental College. Außerdem ist er Chartered Financial Analyst® (CFA) und Mitglied der National Association for Business Economics.

ÄHNLICHE ARTIKEL

Anleihenausblick: Auf die USA kommt es an

Wo man investieren sollte, wenn die Zinsen fallen

Zinssenkungen stützen Konjunktur und Arbeitsmärkte

Die Ergebnisse der Vergangenheit sind kein Hinweis auf die Ergebnisse in künftigen Zeiträumen. Man kann nicht direkt in einen Index investieren. Indizes sind keine gemanagten Produkte. Der Wert und Ertrag von Anlagen können schwanken, sodass Anleger ihr investiertes Kapital ganz oder teilweise verlieren können. Diese Informationen sind weder Anlage-, Steuer- oder sonstige Beratung noch eine Aufforderung, irgendein Wertpapier zu kaufen oder zu verkaufen.
 
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung am Tag der Veröffentlichung dieses Dokuments wieder. Sie entspricht möglicherweise nicht der Meinung anderer Mitarbeiter von Capital Group oder dessen Tochtergesellschaften. Alle Angaben beziehen sich auf den genannten Zeitpunkt (falls nicht anders angegeben). Einige Informationen stammen möglicherweise aus Drittquellen, und die Verlässlichkeit dieser Informationen kann nicht garantiert werden.
 
Die Capital-Group-Unternehmen managen Aktien in drei Investmenteinheiten, die ihre Anlageentscheidungen autonom treffen und unabhängig voneinander auf Hauptversammlungen abstimmen. Die Anleihespezialisten sind für das Anleihenresearch und das Anleihemanagement im gesamten Unternehmen verantwortlich. Bei aktienähnlichen Anleihen werden sie aber ausschließlich für eine der drei Einheiten tätig.