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Internationale Aktien

Rob Lovelace über die Aussichten für 2024

Vor welchen Herausforderungen wir zu Beginn des Jahres stehen, ist klar. Die Zinsen sind recht hoch. Es stehen viele Wahlen bevor. Und viele Aktienindizes befinden sich nahe Allzeithochs. Spricht dieses Umfeld für einen unerfreulichen Abschwung oder einen weiteren starken Aufschwung?

 

In diesem ausführlichen Interview gibt Portfoliomanager Rob Lovelace eine Einschätzung der Marktentwicklungen, des Aufstiegs der „Magnificent 7“ und des Zinsumfelds. Außerdem nennt er einige Investmentthemen, die seine Portfolioentscheidungen bestimmen.

Wie sieht Ihre Marktprognose für 2024 aus?

Zwischen der heutigen Lage und den Nifty 50, den 1960er und 1970er Jahre, der Technologieblase der späten 1990er sowie der Jahre vor der Finanzkrise zwischen 2008 und 2009 bestehen durchaus gewisse Ähnlichkeiten. Aktuell fallen vor allem die außerordentlich hohen Gewinne der Magnificent 7 (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla) auf. Die Anleger sind zu Recht besorgt über deren Bewertungen und darüber, wie maßgeblich diese Handvoll Unternehmen für die Kursgewinne sind. Zweifellos gibt es Parallelen zu den Nifty 50 (u.a. IBM, Sears, General Electric) und den damaligen Bedenken wegen der Marktkonzentration.

 

Keine diese Phasen entspricht genau der heutigen, aber sie ähneln sich in gewisser Weise. Rufen wir uns diese drei Zeiträume noch einmal in Erinnerung: In allen drei Fällen befand sich der Markt in einem Abschwung, der mit einer Rezession zu tun hatte. Und auch bei ihnen handelte es sich jeweils um einen langen Marktzyklus. Sie waren nicht vergleichbar mit dem starken COVID-Abschwung oder dem Börsencrash von 1987. Es waren mehrjährige Ereignisse. Wenn es heute ähnlich ist, sollten wir im Jahr 2024 mit einer erheblichen Volatilität rechnen. Außerdem ist dies ein Wahljahr, und Wahljahre sind oft volatil. Als Portfoliomanager bin ich darauf vorbereitet. Und ich bin darauf vorbereitet, was in der Regel als Nächstes kommt: eine anhaltende Erholungsphase.

Glauben Sie, dass die Magnificent 7 überbewertet sind?

Es ist eher ein Warnsignal. Immer, wenn sich ein Sektor oder eine kleine Gruppe von Aktien so stark vom Rest abhebt, müssen Sie aufpassen, denn das ist in der Regel ein Warnsignal. Ob es der Finanzsektor vor der globalen Finanzkrise war, oder Internetaktien in den späten 1990er-Jahren, oder Ölaktien zu verschiedenen Zeiten – der Markt sagt Ihnen etwas, das Sie wissen sollten.

 

Die Aktien der Magnificent 7 machen mittlerweile fast 30% des S&P 500 Index aus. Das sollten Anleger im Auge behalten. Wir haben die Nifty 50 eingehender untersucht. Wie sich herausstellte, waren es keine 50 Aktien, sondern eher etwa 40. Unsere Analyse hat einige wichtige Erkenntnisse gebracht. Insgesamt waren diese etwa 40 Papiere überbewertet. Als Gruppe sind sie stark gestiegen und dann wieder stark gefallen. Aber etwa die Hälfte von ihnen war es wert, während des gesamten Abschwungs an ihnen festzuhalten, weil sie sich in der Folge erholt haben.

Die Magnificent 7 und die Nifty 50: Hier wiederholt sich die Geschichte.

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Quellen: Capital Group, RIMES, S&P Capital IQ, Standard & Poor's. Die Analyse umfasst 41 Unternehmen aus der Liste der "Nifty-Fifty"-Unternehmen, für die von 1964 bis 1974 kontinuierliche Daten zur Marktkapitalisierung sowohl von RIMES als auch von S&P Capital IQ vorliegen. Nifty Fifty war eine Liste der von Morgan Guaranty Trust identifizierten US-Unternehmen, deren KGVs angesichts ihrer damals wahrgenommenen Wachstumsaussichten deutlich über dem des S&P 500 lag. "Magnificent 7": Die sieben Unternehmen mit größten Beiträgen zur Wertentwicklung des S&P 500 im Jahr 2023. Die hier genannten Nifty-50-Unternehmen zählen zu den größten Unternehmen der Gruppe und stammen aus verschiedenen Branchen. Sie dienen nur zur Illustration. Stand 31. Dezember 2023.

Man kann nicht einfach sagen: „Diese Gruppe von Aktien ist überbewertet: Deshalb sollten wir auf sie verzichten.“ Ich würde eher sagen, ignorieren Sie sie auf eigene Gefahr. Ich würde aber auch sagen, dass man sie, wie die Nifty 50, nicht einfach als Gruppe kaufen sollte, da sie keine echte Gruppe sind. Sie sind keine Branche. Sie werden nicht von denselben Faktoren bestimmt.

 

Tesla hat andere Erfolgsfaktoren als Netflix, Meta oder Microsoft. Die Magnificent 7 sind ein Phänomen. Und dieses Phänomen zeigt Ihnen, dass auf dem Markt Risiken bestehen. Es sagt Ihnen aber nicht, ob Sie kaufen, halten oder verkaufen sollten. Hier kommt der Vorteil des aktiven Managements ins Spiel. Passive Investoren kaufen die gesamte Gruppe. Aktive Investoren können auf der Grundlage der fundamentalen Aussichten des jeweiligen Unternehmens eine Auswahl treffen. So machen ich es.

Sind die höheren Zinsen eine Belastung für den Aktienmarkt?

Die Menschen neigen zu der Annahme, dass höhere Zinsen schlecht und niedrigere Zinsen gut für Aktien sind. Tatsächlich kommt es auf das Unternehmen und den Sektor an. Diese Faustregel ist also schwach. Bisher sind die Märkte nicht wegen steigender oder fallender Zinssätze gestiegen, sondern weil die Wirtschaft stabil war. Man ging davon aus, dass höhere Zinsen eine Rezession zur Folge hätten, was die Unternehmensgewinne belastet hätte, und das ist es, was den Markt letztlich interessiert. Stattdessen haben zahlreiche verschiedene Unternehmen und Sektoren unerwartet hohe Gewinne erzielt.

Zinserhöhungen waren nicht unbedingt schlecht für Aktien

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Quellen: Capital Group, Federal Reserve, Standard & Poor's. Die Gesamtrenditen des S&P während früherer Zinserhöhungszyklen basieren auf der Gesamtrendite des S&P 500 Index zwischen der ersten Leitzinserhöhung der letzten Leitzinssenkung. Der angegebene Leitzins ist der durchschnittliche monatliche effektive Leitzins, also der volumengewichteten mittlere Interbankensatz für Tagesgeld. Stand 31. Dezember 2023. Die Ergebnisse der Vergangenheit sind kein Hinweis auf die Ergebnisse in künftigen Zeiträumen.

Am Ende hoben die US-Notenbank und andere Zentralbanken die Zinssätze zwar deutlich und schnell an, aber der Markt beeindruckte das weniger als wir dachten. Diese Phase ist das beste Beispiel dafür, dass die Märkte keineswegs immer fallen, wenn die Zinsen steigen. Und umgekehrt legen die Märkte nicht immer zu, wenn die Zinsen fallen.

 

Man darf auch nicht vergessen, dass das Umfeld jetzt etwas anders ist als damals. Weil die Zinsen zurzeit so hoch sind, erwarten alle, dass sie wieder sinken werden. Alle sind fest überzeugt, dass die Zinsen wieder zurückgehen – fraglich ist nur wann und wie stark. Auch deshalb halte ich das Risiko eher für hoch. Das Risiko sind dauerhaft höhere Zinsen, und das ist einer der Gründe dafür, dass ich das Marktrisiko im aktuellen Umfeld eher für hoch halte.

Wie besorgt sind Sie über die Volatilität im Wahljahr?

Wahljahre sind immer volatil. Die Märkte wollen Gewissheit, und in den letzten US-Wahlzyklen war nicht die Frage, welche Partei gewonnen hat, sondern die Tatsache, dass niemand überzeugend gewonnen hat, eine Herausforderung. Diesmal könnte es zu einer ähnlichen Situation kommen, und niemand wird zufrieden sein, egal wie das Ergebnis ausfällt. Es kann zu gerichtlichen Anfechtungen kommen. Es könnte Proteste geben. Und das ist nie gut für die Märkte. Während der Wahlkampfsaison werden wir also wahrscheinlich eine gewisse Marktstärke erleben, und je näher die Wahl rückt, desto nervöser werden die Menschen sein.

 

Gegen Ende des Jahres, wenn sich der Sieger auf die Amtseinführung vorbereitet und die Kabinettsmitglieder bekannt gegeben werden, sagen die Leute dann in der Regel: "Oh, ich mag zwar vielleicht den Kandidaten nicht, aber das Kabinett sieht gut aus." Damit wird eine Basis geschaffen, von der aus die Märkte wieder steigen können.

Beeinflussen Wahlthemen jemals Ihre Anlageentscheidungen?

In der Regel versuche ich, über den Wahlzyklus hinauszublicken, und strebe in meinen Portfolios eine durchschnittliche Haltedauer von etwa acht Jahren an, was im Wesentlichen zwei Amtszeiten eines Präsidenten entspricht. Dennoch kann die Ungewissheit vor einer Wahl manchmal attraktive Einstiegspunkte für Anlagen in Unternehmen bieten, die in eine hitzige politische Debatte verwickelt sind.

 

Dies geschieht beispielsweise häufig in der Pharmabranche, wenn Politiker gegen hohe Arzneimittelpreise vorgehen. Wenn sich alle Sorgen machen, dass eine neue Regierungspolitik einem Sektor schaden wird, sind diese Sorgen oftmals übertrieben. Qualitativ hochwertige Unternehmen geraten manchmal ins politische Fadenkreuz, woraus sich eine Kaufgelegenheit ergeben kann. Ich halte während eines Wahlkampfs Ausschau nach solchen Ereignissen.

Die Marktvolatilität in den Wahljahren kann Anlagechancen bieten

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Quellen: Capital Group, Refinitiv Datastream, Standard & Poor's. Der 31. Oktober wird stellvertretend für jeden Wahltermin verwendet. Die Ergebnisse der Vergangenheit sind kein Hinweis auf die Ergebnisse in künftigen Zeiträumen.

Welche Anlagethemen interessieren Sie heute?

Das wichtigste Thema, das mich als Anleger beschäftigt, ist die Gesundheitsversorgung. Innerhalb dieses Sektors gibt es zwei große Entwicklungen. Eine davon ist die stark wachsende Beliebtheit von GLP-1-Medikamenten wie Ozempic und Wegovy, die bei der Gewichtskontrolle und Appetitunterdrückung helfen. Die andere ist die personalisierte Medizin bzw. die Entwicklung von Arzneimitteln, die durch DNA-Mapping auf die jeweilige Person zugeschnitten sind.

 

Beide Bereiche sind unglaublich spannend und können tiefgreifende Veränderungen bewirken. Außerdem haben wir analysiert, inwieweit sich diese Entwicklungen positiv oder negativ auf andere Unternehmen auswirken könnten. Die Forschung zeigt beispielsweise, dass diese Medikamente nicht nur den Appetit zügeln, sondern auch Verhaltensweisen wie Alkoholkonsum, Glücksspiel und andere, mit Impulskontrolle verbundene Gewohnheiten positiv beeinflussen können.

 

Als Anleger müssen wir darüber nachdenken, was das für Hersteller von alkoholischen Getränken, Glücksspiel-Anbieter, Lebensmittelproduzenten und eine Vielzahl anderer Unternehmen bedeutet. Es mag lange dauern, bis sich die Auswirkungen bemerkbar machen, aber die Aktienkurse werden schon vorher reagieren. Deshalb verwenden wir heute viel Zeit auf Analysen. Diese Sekundäreffekte könnten sich als wichtig erweisen. Es wird immer Gewinner geben, aber auch Unternehmen, die in Schwierigkeiten geraten. Als langfristige Investoren müssen wir eine Vielzahl von Ergebnissen berücksichtigen.

Gibt es neben der Gesundheitsversorgung ein weiteres Thema?

Die Verbreitung der künstlichen Intelligenz (KI) ist ein Thema, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen. Hier bin ich mir weniger im Klaren darüber, wer unmittelbar profitieren wird. Man denkt ja immer als erstes an bestimmte Computerchip-Hersteller, aber selbst bei ihnen bin ich nicht sicher, ob sie weiterhin so hohe Gewinne erzielen können wir zurzeit. Ich glaube, wir haben mittlerweile alle verstanden, dass ein KI-Produkt, das zu 90% genau ist, zwar Spaß macht und nützlich ist, aber keineswegs eine so existenzielle Bedrohung für Arbeitsplätze darstellt, die einige befürchtet hatten.

 

Wie wir bei der Gig Economy gesehen haben, glaube ich nicht, dass durch die KI viele Arbeitsplätze verloren gehen werden. Sie werden sich verändern – mit unterschiedlichen Auswirkungen für die Arbeitnehmer und möglichen Folgen für deren Gehälter und Lohnnebenleistungen. Ich glaube, das Thema KI betrifft alle Unternehmen, aber auf eine Art und Weise, die weniger vorhersehbar ist, als viele Menschen denken. Das sollten wir also genau beobachten, und wir müssen sehen, wie sich das in allen Sektoren auswirkt, nicht nur im Technologiesektor.

Wie sieht Ihr langfristiger Aktienmarktausblick aus?

Nun, wenn es um die Aktienmarkterträge geht, gilt die Faustregel, die ich in der Schule gelernt habe: 7% im Durchschnitt. Um es klar zu sagen: Dafür gab es keine Garantie, und die Märkte schwankten damals genauso stark wie heute. Wahrscheinlich noch wichtiger ist, dass die Inflation bei diesen 7% nicht berücksichtigt ist. Am Anfang meiner Laufbahn ging die Hälfte des erwarteten Ertrags durch die Inflation verloren, die andere Hälfte oder weniger war der reale Ertrag. Damals dachten viele von uns, dass mit sinkender Inflation auch die Gesamterträge am Markt zurückgehen würden.

 

Faszinierenderweise sind sie nicht nur nicht zurückgegangen, sondern sogar gestiegen. Wenn man sich jetzt die langfristigen Zahlen anschaut, liegt der Gesamtertrag des US-Aktienmarktes seit den 1970er Jahren bei über 9%, selbst wenn man die Baisse im Jahr 2022 berücksichtigt. Das Unglaubliche an der Funktionsweise des Aktienmarktes ist seine Dynamik – solange es Unternehmen gibt, die Erstaunliches vollbringen, wodurch sie wachsen und neue Produkte entwickeln können. Das ist ein geometrischer, kein arithmetischer Prozess, und das ist gut für Investoren.

 

Wir haben darüber gesprochen, was in den Bereichen Gesundheitswesen, Technologie, KI und Wirtschaftswachstum im Allgemeinen geschieht. Und selbst wenn bei schwachem Wirtschaftswachstum, ereignen sich bei börsennotierten Unternehmen viele gute Dinge. Meine langfristige Einschätzung ist daher weiterhin positiv. Ich bleibe bei den 7%.

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Rob Lovelace ist Vice Chairperson und President von Capital Group Companies und sitzt im Capital Group Management Committee. Er verfügt über 34 Jahre Anlageerfahrung, die er bei Capital Group erworben hat. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Geologie von Princeton und ist als CFA zugelassen.


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