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Was der Sieg Trumps für Banken, Autos und Luxusgüter bedeuten könnte
Carl Kawaja
Aktienportfoliomanager
Irfan Furniturewala
Aktienportfoliomanager
Drew Macklis
Aktienanalyst
Julie Wang Chou
Aktienanalyst

Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen und die Aussicht auf möglicherweise erhebliche Regulierungsänderungen hat die Märkte in die Höhe getrieben. Schon zuvor waren sie nach insgesamt soliden Unternehmensgewinnen im 3. Quartal gestiegen.


„Ich betrachte die Gewinne als Indikator dafür, wie sich ein Unternehmen entwickelt. Ein einzelner Gewinnbericht sagt in der Regel nicht viel aus, aber hin und wieder bringt ein Quartalsbericht etwas interessantes ans Licht“, sagt Aktienportfoliomanager Carl Kawaja.


Schwächere, aber noch immer solide Gewinnaussichten

Ein Säulendiagramm, dass die vorherigen und aktuellen Gewinnschätzungen für das 3. Quartal 2024 sowie für die Kalenderjahre 2024, 2025 und 2026 zeigt. Die erste Schätzung (Stand 30. Juni 2024) erfolgte vor der Veröffentlichung der Ergebnisse für das 3. Quartal, beim zweiten Wert handelt es sich um die aktuelle Schätzung (Stand 8. November 2024) nach Bekanntgabe der Quartalsergebnisse der meisten S&P 500-Unternehmen. Die vorherige Schätzung für das 3. Quartal 2024 lautete auf 4,3% Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr; die aktuelle Schätzung liegt bei 5,3%. Die vorherige Schätzung für das Kalenderjahr 2024 lautete auf 9,4% Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr, die aktuelle Schätzung liegt bei 8,9%. Die vorherige Schätzung für das Kalenderjahr 2025 lautete auf 14,8% Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr, die aktuelle Schätzung liegt bei 14,6%. Die vorherige Schätzung für das Kalenderjahr 2026 lautete auf 12,4% Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr, die aktuelle Schätzung liegt bei 12,8%.

Quellen: Capital Group, FactSet. Gewinnwachstum bezieht sich auf die jährliche Veränderung des Ergebnisses je Aktie. Stand 8. November 2024.

Angesichts des Regierungswechsels in den USA konzentrieren sich viele Investoren darauf, die Gewinner und Verlierer der Trumponomics 2.0 zu erkennen. Für die Gesamtwirtschaft stellt sich die Frage, welche Folgen politische Konflikte und steigende Zölle auf den Welthandel und die Inflation haben.


Eine Ebene tiefer fragt man sich, wie sich bestimmte Branchen und Unternehmen entwickeln werden. Die Gewinnberichte aus dem 3. Quartal dieses Jahres enthalten Hinweise, die Investoren helfen könnten, sich auf die nächsten Monate vorzubereiten.


1. Banken könnten profitieren, aber die Aussicht auf höhere Zinsen belastet den Ausblick


„Banken dürften unter einer Trump-Regierung erfolgreich sein, weil vermutlich die Kapitalanforderungen gesenkt werden“, sagt Portfoliomanager Irfan Furniturewala.


Außerdem ist davon auszugehen, dass die Behörden bei Fusionen nicht mehr so streng auf mögliche Monopolbildungen achten, sodass Zusammenschlüsse schneller abgeschlossen werden könnten. Mehr Fusionen könnten für die Bankenbranche von Vorteil sein. Viele von ihnen bieten Beratungsleistungen und finanzieren Übernahmen.


Einem kürzlich erschienenen Gewinnbericht zufolge sind große Banken in einer guten Verfassung. Beispielsweise sind die Kredit- und Debitkarten-Ausgaben bei JPMorgan, der größten Bank der USA, um 6% gestiegen. „Der Konsum bleibt hoch, und das wird sich vermutlich erst dann ändern, wenn der Arbeitsmarkt schwächer wird“, fügt Furniturewala hinzu.


Aufgrund der Bedenken wegen höherer Staatsausgaben und der möglichen Folgen für die Inflation sind die Renditen länger laufender US-Treasuries in den letzten Monaten gestiegen. Die Rendite der zehnjährige US-Benchmark-Staatsanleihe lag am 7. November 2024 bei 4,34% (nach 3,78% am 30. September 2024).


„Es noch zu früh, um abzuschätzen, wie inflationstreibend die neue Politik sein wird“ sagt, Anleihenportfoliomanager Fergus MacDonald.


„Aus meiner Sicht hat die inflationssenkende Wirkung der deutlichen Straffung der Geldpolitik seit Anfang 2022 noch nicht vollständig auf die Realwirtschaft durchgeschlagen, und es würde eine Weile dauern, bis sich eine inflationstreibende Politik bemerkbar macht.“


Im Laufe des nächsten Jahres dürften die Zinsen weiter sinken, weil die Federal Reserve eine Normalisierung anstrebt, meint MacDonald. Im November hatte der Offenmarktausschuss den Leitzins das zweite Mal in Folge um 25 Basispunkte gesenkt, von 4,5% auf 4,75%.


2. In der geschwächten Automobilindustrie bilden sich Marktführer heraus


Die Aktien von US-Automobilherstellern sind nach dem Sieg Trumps stark gestiegen, weil den Investoren die möglichen Auswirkungen weniger strenger Umweltvorschriften und einer lockereren Geldpolitik klar wurde. Aber angesichts ihrer internationalen Lieferketten könnte die Branche auch das Ziel höherer Zölle werden, und ein Handelskrieg mit Europa oder China würde vermutlich zu Marktverzerrungen führen.


Schon vor den Wahlen hatte die Autobranche zu kämpfen. Die Nachfrage hat sich abgekühlt. „Die Verbraucherstimmung ist maßgeblich für den Automobilabsatz. Auf Grundlage der von uns beobachteten Daten liegt er noch immer 25% unter dem Niveau vor der COVID-Pandemie“, sagt Aktienanalyst Drew Macklis. Verantwortlich für die geringe Konsumlust sind vor allem die hohen Zinsen und die Teuerung, durch die die durchschnittliche Monatsrate von Autokrediten in den USA auf etwa 730 US-Dollar gestiegen ist.


Die letzten Quartalsberichte der drei großen US-Autohersteller – Ford, General Motors and Stellantis (früher Chrysler) – sprechen für sehr unterschiedliche Aussichten. General Motors hat die schwache Nachfrage besser verkraftet, weil es seine Prozesse gestrafft hat. Macklis sagt: "GM hat auf eine disziplinierte Kostenkontrolle gesetzt, in wichtigen Segmenten (wie große Pickups) weniger Rabatte gegeben als seine Mitbewerber und klug investiert.” In seinem Bericht über das 3. Quartal 2024 hat GM seine Prognose für den Jahresgewinn angehoben und geht jetzt davon aus, die gestiegene Rentabilität im kommenden Jahr halten zu können.


Mit den steigenden Zinsen ist der Automobilabsatz zurückgegangen

Eine horizontale Linie zeigt die monatliche Veränderung des Automobilabsatzes in Prozent auf der linken Achse, und eine Reihe von Punkten stehen für den Zins 60-monatiger Autokredite von Geschäftsbanken, abgetragen auf der rechten Achse von Januar 2019 bis September 2024. Die prozentuale Veränderung des Automobilabsatzes reicht von -33,66% im März 2020 bis zu einem Hoch von 109,05% im April 2021. Der Zins 60-monatiger Autokredite reicht von einem Tief von 4,52% im Februar 2022 bis zu einem Hoch von 8,4% im August 2024.

Quellen: Capital Group, Federal Reserve Bank of St. Louis. Stand September 2024.

Hinzu kommt der unterschwellige strukturelle Wandel am Automobilmarkt. Die Verbreitung von Elektrofahrzeugen hat zwar in letzter Zeit stagniert und es ist unsicher, ob die künftige US-Regierung die staatlichen Anreize für ihre Anschaffung fortsetzen wird, aber die Autohersteller bauen ihr Angebot weiter aus.


So plant Tesla für 2025 die Einführung neuer Modelle, darunter auch ein erschwinglicheres Fahrzeug, und traditionelle Hersteller hoffen, die Stückkosten ihrer Stromer in den kommenden Jahren senken zu können. „Grundsätzlich ist die Produktion eines Elektrofahrzeugs weniger kostenintensiv als die eines Verbrenners, weil etwa 90% weniger bewegliche Teile hat. Um dies zu nutzen, braucht es aber eine hohe Entwicklungs- und Produktionskompetenz, und viele Hersteller sind noch am Anfang ihrer Lernkurve“, erläutert Macklis. Zugleich steigt der Absatz der autonomer Robo-Taxis des zu Alphabet gehörenden Unternehmens Waymo, die sich in Städten wie San Francisco und Los Angeles bereits durchgesetzt haben, weiter. Sie werden jetzt auch in anderen Städten wie Austin und Atlanta eingesetzt.


3. Der Verkauf von Luxusgütern könnte weiter nachlassen, bevor er sich wieder erholt


„Amerikanische Verbraucher könnten jetzt, da die Wahl vorbei ist, wieder eher bereit sind, teure Marken zu kaufen“, sagt Aktienanalystin Julie Wang Chou. „Zuvor muss aber die Amtsübergabe stattfinden, und wir brauchen mehr Klarheit über die Politik der neuen Regierung. Dennoch glaube ich, dass der Tiefpunkt des Luxusgüterkonsums bereits erreicht ist. Allerdings könnte das Wachstum erheblich langsamer vonstatten gehen als während der COVID-Pandemie.“


Auch wenn die Umsätze in den USA wieder steigen, werden sich Investoren vermutlich weiter um das kurzfristige Gewinnpotenzial von Luxusgüterherstellern sorgen, meint Chou. Das liegt daran, dass chinesische Kunden, auf die in der Regel etwa 33% des weltweiten Umsatzes entfallen, zurzeit weniger Geld ausgeben. Angesichts der Lohnkürzungen, der Reisebeschränkungen und des Einbruchs der Immobilienpreise wird es wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis das für das Konsumverhalten maßgebliche Verbrauchervertrauen in China wieder anzieht.


Ein erneuter Handelskrieg könnte höhere Zölle bedeuten, und das zu einer Zeit, in der Luxusmarken ihre Preismacht ein Stück weit verloren haben, fügt sie hinzu. In der Vergangenheit haben die Unternehmen höhere Zölle direkt an ihre Kunden weitergegeben. Aber vor dem Hintergrund der schwächeren Weltkonjunktur, können die Marken ihre Preise nicht mehr so stark anheben wie früher.


Konsumeinbruch in China sorgt für unsichere Aussichten für Luxusgüter

Eine Grafik mit zwei Linien. Sie zeigt die kumulierte Veränderung des chinesischen Verbrauchervertrauensindex in % und den kumulierten relativen Ertrag des S&P Global Luxury Index gegenüber dem MSCI ACWI Index von Januar 2019 bis September 2024. Es gibt drei Textfelder. Das eine steht bei März 2020:“World Health Organisation erklärt COVID-19 zur Pandemie“. Das zweite steht bei April 2022: „China führt „Null-COVID“-Politik ein.“ Das dritte steht bei Januar 2023: „China lockert Reisebeschränkungen“. Die Veränderung bewegte sich von Januar 2019 bis Januar 2020 in einer engen Spanne. Das Verbrauchervertrauen lag etwas über null, und der relative Ertrag bei 2,2%. Die Veränderung des Verbrauchervertrauens betrug im Juni 2020 -9,0% und stieg dann kontinuierlich auf 2,7% im Februar 2021. Danach ging sie sehr stark zurück auf -29,9% im April 2022 und liegt seitdem weitgehend stabil auf diesem Niveau (Stand September 2024). Der relative Ertrag stieg im Februar 2021 kräftig auf 12,1%, ging dann auf 2,7% im Juni 2022 zurück, um danach wieder zuzulegen auf 6,9% im März 2023. Dann folgte ein Rückgang auf 1,6% im Januar 2024. Im September 2024 lag er bei -10,=.

Quellen: Capital Group, China Statistics Bureau, MSCI, Standard & Poor's Relativer Ertrag berechnet als Differenz zwischen den annualisierten kumulierten Gesamterträgen des S&P Global Luxury Index und des MSCI AC World Index ausgehend vom 31. Januar 2019. Stand September 2024.

Zudem hapert es an innovativen Trends. Auch das die Umsätze einiger Luxusanbieter sinken lassen. „Nischenmarken wie Miu Miu, das zu Prada gehört gehen mit ihren Produkten Risiken ein, aber das gilt nicht für gesamte Branche“, erläutert Chou. Außerdem haben Marken wie Chanel und Louis Vuitton ihre Exklusivität verloren und sind deshalb für ihre Kunden möglicherweise weniger interessant.


„Aus meiner Sicht haben Marken noch immer ihren Wert, und Luxus wird ein Comeback feiern“, merkt sie an. „Aber ich erwarte eine allmähliche Erholung - keinen plötzlichen Boom.“


Trump 2.0 bringt Chancen und Risiken


Aktien und andere Assetklassen sind kräftig gestiegen, weil die Investoren von Washington eine marktfreundliche Politik mit niedrigeren Steuern und höheren Gewinnen für Unternehmen erwarten. Aber das ist nicht sicher.


„Momentan ist viel in Bewegung und einige Dinge sind einfach noch unklar. Manchmal muss man es als Investoren einfach hinnehmen, nicht genau zu wissen, was man tun wird. Bevor ich eine Entscheidung treffe, versuche ich immer, alle Informationen zu kennen“, sagt Kawaja. „Die Trump‘sche Wirtschaftspolitik wird Gewinner und Verlierer hervorbringen, aber es gibt auch Chancen, die langfristiger sind als eine Regierungsperiode.“



Carl Kawaja ist Aktienportfoliomanager und hat 36 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Er ist der Chairman der Capital Research and Management Company. Kawaja hat einen MBA von der Columbia University und einen Bachelor von der Brown University.

Irfan Furniturewala ist Aktienportfoliomanager und hat 24 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Er hat einen MBA von der Wharton Business School, einen Master in Elektrotechnik von der Iowa State University sowie einen Bachelor in Elektronik von der Bombay University.

Drew Macklis ist Aktienanalyst und hat 7 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Er hat einen MBA von der Harvard Business School und einen Bachelor in Volkswirtschaft und Global Affairs von der Yale University.

Julie Wang Chou ist Aktienanalystin für die Branchen europäische Luxusgüter und Telekommunikation und hat 19 Jahre Investmenterfahrung. Sie hat einen MBA von der Stanford University und einen Bachelor in Business Administration von der University of Southern California, Berkley.


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Die Capital-Group-Unternehmen managen Aktien in drei Investmenteinheiten, die ihre Anlageentscheidungen autonom treffen und unabhängig voneinander auf Hauptversammlungen abstimmen. Die Anleihespezialisten sind für das Anleihenresearch und das Anleihemanagement im gesamten Unternehmen verantwortlich. Bei aktienähnlichen Anleihen werden sie aber ausschließlich für eine der drei Einheiten tätig.