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China
Sollte man heute noch in China investieren?
Christopher Thomsen
Aktienportfoliomanager
Kent Chan
Investmentdirektor Aktien
IM ÜBERBLICK
  • Die Wirtschaftsdynamik lässt nach, und die Regulierungen werden strenger. Mit seinem enorm großen Binnenmarkt bleibt China dennoch eine wichtige Anlageregion.
  • In den letzten 18 Monaten haben wir unsere China-Position zwar verkleinert, aber nach wie vor bieten binnenorientierte Unternehmen, deren Geschäft zu den wirtschaftspolitischen Prioritäten des Landes passt, attraktive Chancen.
  • Wir haben unsere Portfolios auf mehr Volatilität in China vorbereitet. Von jetzt an werden wir die Risikoprämien der einzelnen Branchen und Unternehmen noch genauer analysieren und selektiver vorgehen.

In den letzten Jahren hat China viel getan, um seine Wirtschaft umzustrukturieren, und hat umfassend darüber berichtet. Dennoch bleibt das Land mit seinem enorm großen Binnenmarkt eine wichtige Anlageregion. Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist China zudem über die Lieferketten eng mit der Weltwirtschaft verbunden. Viele multinationale Unternehmen erzielen hier große Teile ihrer Umsätze. Deshalb ist es heute wichtiger denn je, bei Investitionen in chinesische Unternehmen mit Börsennotierungen im In- und Ausland die komplexen Zusammenhänge zu verstehen und zu berücksichtigen.


Das Umfeld für Anlagen in China hat sich im letzten Jahr allerdings stark verändert. Verantwortlich dafür sind Mikro-, Makro-, aufsichtsrechtliche und weltpolitische Faktoren. China ist nach wie vor investierbar, aber man muss genau auf den Preis achten und die richtigen Sektoren auswählen. Heute kann es viel schwieriger sein, Unternehmen zu erkennen, die stabile Erträge versprechen, als in den letzten zehn Jahren.


Vor diesem Hintergrund erörtern wir im Folgenden, was wir heute von Anlagen in China halten. 


Höhere Risikoprämie


Angesichts des nachlassenden Wirtschaftswachstums, der zunehmenden demografischen Herausforderungen und der Möglichkeit noch strengerer Regulierungen schätzen wir die Risikoprämien chinesischer Wertpapiere heute anders ein. Das Land durchlebt einen strukturellen Wandel in einer Zeit nachlassender Konjunktur. Es könnte eine Weile dauern, bis man die Auswirkungen der chinesischen Vision vom Wohlstand für alle auf die Wirtschaft vollständig begreift und erkennt, welche Prioritäten Präsident Xi Jinping in seiner dritten Amtszeit hat.


Was genau wissen wir? Aus unserer Sicht liegen die Probleme Chinas klar auf der Hand. Zu ihnen zählen die alternde Bevölkerung, zu hoch verschuldete Staatsunternehmen und lokale Verwaltungen, Umweltverschmutzung, sehr unterschiedliche Vermögensverhältnisse und ineffiziente Investitionen. Besonders bedenklich sind die Lage und die aktuelle Schwäche des Immobiliensektors.


Xi Jinping versucht, viele dieser erheblichen Probleme mit Reformen und Regulierungen zu lösen. Und weil die Zahl der Amtszeiten chinesischer Präsidenten seit 2018 nicht mehr auf zwei begrenzt ist, dürfte er auf dem 20. Parteitag Ende 2022 zum dritten Mal wiedergewählt werden, sodass er mehr Zeit hat, seine nationalistische Agenda umzusetzen und China für die nächsten Jahrzehnte zu prägen. 


China: Geprägt durch 40 Jahre enormes Wachstum

China Then & Now Chart

* Stand der Angaben für die Anzahl der Privatunternehmen 1988 und 2018. Quellen: Capital Group, CEIC, Internationaler Währungsfonds, Weltbank

Im Moment bedeutet das, dass Unternehmen mit übermäßig hohen Gewinnmargen besonders genau unter die Lupe genommen werden dürften, genauso wie dies bei den Branchen private Weiterbildung und Technologie geschehen ist. Es bedeutet auch, dass man jedes Wertpapier mehrschichtigen, komplexeren Fundamentalanalysen unterziehen und dabei auch beachten muss, ob Geschäftsmodelle von Unternehmen zur Entwicklungsagenda Chinas passen. Ein Beispiel hierfür sind Unternehmen, die davon profitieren, dass Peking lokale Zulieferer bevorzugt, um inländische Lieferketten aufzubauen.


Außerdem muss man für Aktien chinesischer Unternehmen, die ähnliche Geschäftsmodelle haben wie Firmen, die in anderen Ländern mit weniger politischen Risiken börsennotiert sind, höhere Risikoprämien ansetzen. Ein Beispiel sind neue Internetplattformen in Südostasien und Lateinamerika.


In den letzten 18 Monaten gehen wir selektiver vor und haben unsere China-Position verkleinert. Wir halten weniger, aber größere Positionen meist in privat geführten Unternehmen, die trotz einiger politischer Probleme noch Aussicht auf langfristiges Wachstum bieten.


Außerdem achten wir stärker auf die Bewertungen und besonders auf die Investitionspolitik der Unternehmen. Deshalb haben wir unseren Bestand an Technologieaktien und unser Engagement in China insgesamt verringert. Wie die Abbildung zeigt, verlieren chinesische Technologieunternehmen seit Anfang 2021 an Wert. Kurz zuvor hatten die chinesischen Regulierungsbehörden den Börsengang der Alibaba-Tochter Ant Financial plötzlich verschoben.


Chinas Technologieriesen haben wegen aufsichtsrechtlicher Unsicherheiten an Wert verloren

China Tech market Graph

Die fünf größten chinesischen Technologieunternehmen (Tencent, Alibaba, JD.com, Baidu und NetEase) gemessen am Marktwert am 28. Februar 2022, die bereits 2015 börsennotiert waren. Die Angaben für alle Aktien (mit Ausnahme von Tencent) beruhen auf US-amerikanischen Hinterlegungsscheinen (ADRs). Quellen: Capital Group, MSCI, RIMES

 


Risikofaktoren, die vor einer Anlage zu beachten sind:

  • Dieses Dokument ist weder Anlageberatung noch eine persönliche Empfehlung.
  • Wert und Ertrag von Anlagen können schwanken, sodass Anleger ihr investiertes Kapital ganz oder teilweise verlieren können.
  • Die Ergebnisse der Vergangenheit sind kein Hinweis auf künftige Ergebnisse.
  • Wenn Ihre Anlagewährung gegenüber der Währung aufwertet, in der die Anlagen des Fonds denominiert sind, verliert Ihre Anlage an Wert. Dem soll mit einer Währungsabsicherung entgegengewirkt werden, aber der Erfolg der Absicherungsstrategie wird nicht garantiert.
  • Je nach Strategie können dazu auch die Risiken von Anleihen, Emerging-Market-Titeln und/oder High-Yield-Anleihen zählen. Emerging-Market-Anlagen sind volatil und ggf. auch illiquide.


Christopher Thomsen ist Aktienportfoliomanager mit 23 Jahren Branchenerfahrung. Er hat einen MBA von der Columbia Business School und einen BA in Internationaler Volkswirtschaftslehre von der School of Foreign Service der Georgetown University, Washington.

Kent Chan ist Investmentdirektor Aktien bei der Capital Group. Er hat 29 Jahre Investmenterfahrung und ist seit fünf Jahren im  Unternehmen. Er hat einen Bachelor in Politökonomie von der University of California, Berkeley. Chan arbeitet in Los Angeles

 


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Die Capital-Group-Unternehmen managen Aktien in drei Investmenteinheiten, die ihre Anlageentscheidungen autonom treffen und unabhängig voneinander auf Hauptversammlungen abstimmen. Die Anleihespezialisten sind für das Anleihenresearch und das Anleihemanagement im gesamten Unternehmen verantwortlich. Bei aktienähnlichen Anleihen werden sie aber ausschließlich für eine der drei Einheiten tätig.