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Marktvolatilität
Interview: Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts auf Emerging-Market-Anleihen
Kirstie Spence
Portfoliomanager
Robert Burgess
Portfoliomanager

Russlands militärischer Angriff auf die Ukraine ist der erste Krieg auf europäischem Boden seit Generationen und hat eine humanitäre Krise großen Ausmaßes ausgelöst, da Millionen von betroffenen Menschen Schutz suchen und aus ihren Häusern und dem Land fliehen. Die Verschärfung und Ausweitung des Konflikts ist äußerst besorgniserregend und hat verheerende Auswirkungen auf die Menschen, die von der Krise betroffen sind.


In diesem Artikel geht es um die möglichen Folgen des Konflikts für Märkte und Konjunktur.


In diesem Interview geben Kirstie Spence und Robert Burgess eine Einschätzung zu Russland, den Rohstoffpreisen und den Auswirkungen des Konflikts auf die Emerging Markets. 


Was unterscheidet den Russland-Ukraine-Konflikt von früheren politischen Auseinandersetzungen?


Spence: Zurzeit haben wir es in erster Linie mit einer humanitären Krise zu tun, ausgelöst durch den Konflikt zweier wichtiger Emerging Markets. Sie ist anders als jede andere bisherige menschliche Tragödie, weil sie Folgen für die Weltwirtschaft hat – auch langfristig.


Ein weiterer Unterschied ist der Umfang und die Geschwindigkeit der Umsetzung der Sanktionen. Vor allem die Sperrung der Reserven der russischen Zentralbank kam unerwartet. Deshalb ist auch das Ausmaß der Kurseinbrüche russischer und ukrainischer Anleihen etwas völlig Neues.


Ebenfalls besonders an dieser Krise ist, dass bislang eherne Regeln des Investierens plötzlich nicht mehr gelten. Wenn es früher in einem Land zu einem Zahlungsausfall kam, konnte man auf Grundlage von Erfahrungen eine Lösung finden. Weil es aber diesmal nicht mehr nur um die Zahlungsfähigkeit, sondern vor allem um die Zahlungsbereitschaft Russlands geht, gelten zurzeit viele Regeln nicht mehr, mit denen Investoren vertraut sind.


Wie wahrscheinlich ist ein Zahlungsausfall russischer Anleihen, und welche Auswirkungen hätte er?


Burgess:  Derzeit kann Russland seinen Schuldendienst leisten – sowohl aus finanzieller als auch aus technischer Sicht, zumindest bis zum 25. Mai 2022.  Im Hinblick auf die Zahlungsbereitschaft haben die russischen Behörden signalisiert, dass Zahlungen für Hartwährungsanleihen möglicherweise in Rubel geleistet werden, aber die erste Couponzahlung (fällig am 16. März) erfolgte offenbar doch in harter Währung. Bislang (Stand 17. März) scheinen diese Zahlungen noch nicht bei den Anleihengläubigern angekommen zu sein, aber Russland hat noch bis zum 15. April Zeit, einen offiziellen Zahlungsausfall zu verhindern.


Aber selbst dann wäre ein Ausfall von Hartwährungsstaatsanleihen kein systemrelevantes Problem. Das liegt daran, dass ausländische Investoren nur für etwa 60 Milliarden US-Dollar russische Staatsanleihen halten und viele Auswirkungen eines Zahlungsausfalls bereits eingetreten sind. Die Bewertungen russischer Staatsanleihen spiegeln bereits einen Zahlungsausfall wider, die Ratings der Agenturen sind schon fast auf Zahlungsausfallniveau, und die großen Indexanbieter schließen Russland aus ihren wichtigen Benchmarks aus.


Welche Auswirkungen hat der Konflikt auf die Emerging Markets, und beobachten Sie Mittelabflüsse aus der Assetklasse?


Spence: Bislang hält sich der Übertragungseffekt in Grenzen, vor allem in Anbetracht des Ausmaßes der Krise. Zum Teil liegt das daran, dass in den Anleihenbewertungen bereits Wachstums- und Inflationsrisiken sowie die Folgen der Pandemie enthalten sind.


Weil Banken, Emissionshäuser und Investoren derzeit mit der praktischen Bewältigung der Krise beschäftigt sind, kommen kaum neue Anleihen an den Markt, aber nach und nach dürften die Märkte liquider werden, und es wird auch wieder mehr Neuemissionen geben. Unterdessen legen die Zuflüsse in die Assetklasse eine Pause ein. Die Investoren versuchen, die Auswirkungen der Krise einzuordnen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass die Mittelzuflüsse auf lange Sicht stark zurückgehen. Vielleicht denken wir in Zukunft anders über Dinge wie politische Risikoprämien, aber da 70 investierbare Länder weiterhin Kapital in das globale Finanzsystem einbringen, bieten sich nach wie vor zahlreiche Möglichkeiten, in Emerging-Market-Anleihen zu investieren.


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  • Diese Broschüre ist weder Anlageberatung noch eine persönliche Empfehlung.
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  • Je nach Strategie können dazu auch die Risiken von Anleihen, Emerging-Market-Titeln und/oder High-Yield-Anleihen zählen. Emerging-Market-Anlagen sind volatil und ggf. auch illiquide.


Kirstie Spence ist Anleihenportfoliomanagerin bei Capital Group. Außerdem ist sie Mitglied des Capital Group Management Committee. Sie hat 28 Jahre Investmenterfahrung, ausnahmslos im Unternehmen. Sie hat einen Master in Germanistik und Internationalen Beziehungen von der University of St. Andrews (Schottland). Sie arbeitet in London.

Robert Burgess ist Anleihenportfoliomanager und Research Director bei Capital Group Er hat 34 Jahre Investmenterfahrung und ist seit acht Jahren im Unternehmen. Zu Beginn seiner Laufbahn bei Capital war er Anleihenanalyst mit Schwerpunkt Emerging-MarketAnleihen. Bevor er zu Capital kam, war er Chefvolkswirt für Emerging Markets (Europa, Naher Osten und Afrika) bei der Deutschen Bank. Davor war er als Volkswirt beim Internationalen Währungsfonds und beim britischen Finanzministerium beschäftigt. Burgess hat einen Master in Volkswirtschaft von der University of London sowie einen Bachelor in Philosophie, Politikwissenschaften und Volkswirtschaft von der Oxford University. Burgess arbeitet in London. 


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Die Capital-Group-Unternehmen managen Aktien in drei Investmenteinheiten, die ihre Anlageentscheidungen autonom treffen und unabhängig voneinander auf Hauptversammlungen abstimmen. Die Anleihespezialisten sind für das Anleihenresearch und das Anleihemanagement im gesamten Unternehmen verantwortlich. Bei aktienähnlichen Anleihen werden sie aber ausschließlich für eine der drei Einheiten tätig.