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Welche Auswirkungen hat der Ausschluss Russlands aus wichtigen Indizes?

Russlands militärischer Angriff der Ukraine ist der erste Krieg auf europäischem Boden seit Generationen. Millionen von Menschen sind betroffen, und eine enorme humanitäre Krise steht bevor, weil viele gefährdete Ukrainer Schutz suchen oder ihre Heimat verlassen. Die Verschärfung und Ausbreitung des Konflikts ist bestürzend und sorgt für großes Leid der Menschen.


In diesem Artikel geht es um die möglichen Folgen des Konflikts für Märkte und Konjunktur.


Die Kombination aus Kapitalverkehrskontrollen und Finanzsanktionen durch westliche Länder hat die Zugänglichkeit und Investitionsfähigkeit Russlands für internationale Investoren stark beeinträchtigt hat. Deshalb kommen ernsthafte Zweifel daran auf, ob russische Wertpapiere langfristig einen Platz in den internationalen Indizes haben werden.


Wichtige Indexanbieter wie MSCI und FTSE berücksichtigen bei ihren Entscheidungen über die Aufnahme eines Landes in ihre Indizes in der Regel viele Faktoren. Sie reichen von der Zulassung ausländischen Eigentums über die Erleichterung von Kapitalflüssen über die Effizienz der Prozesse, die Verfügbarkeit von Anlageinstrumenten bis zur Stabilität des Markts.


Die Beurteilung Russlands anhand dieser Kriterien wird von Tag zu Tag schlechter. Der russische Aktienmarkt wird von den aktuellen Entwicklungen beeinträchtigt. Zu ihnen zählen Einschränkungen des Wertpapierhandels an der Moskauer Börse, der Ausschluss russischer Banken aus dem SWIFT-System, die Schließung der Börse in Moskau und der immer schwierigere Umtausch russischer Rubel in ausländische Währungen.


So stellt beispielsweise MSCI bereits keine Kurse mehr für russische Wertpapiere, um das Risiko von Handels- und Settlement-Störungen zu mindern, die dadurch entstehen, dass sich Indizes mit Russlandbezug kaum noch nachbilden lassen.


Außerdem werden am 9. März 2022 russische Aktien aus dem Referenzindex MSCI Emerging Markets Index genommen. Zuvor hatte das Unternehmen die Investoren um Rückmeldungen gebeten. Die vorherrschende Meinung war, dass der russische Aktienmarkt derzeit nicht investierbar ist. FTSE Russell hat eine ähnliche Entscheidung getroffen. Ab 7. März werden russische Aktien aus allen seinen Aktienindizes entfernt.


Was bedeutet das?


Im Vergleich zu den in letzter Zeit vorgenommenen Ausschlüssen haben MSCI und FTSE Russell außerordentlich schnell gehandelt. Dies ist ein Zeichen für die Einzigartigkeit und Schwere des Russland-Ukraine-Konflikts. Libanon hatte beispielsweise 2019 Kapitalverkehrskontrollen eingeführt und wurde erst ein Jahr später aus dem MSCI Frontier Markets ausgeschlossen. Auch Argentinien führte 2019 Kapitalverkehrskontrollen ein. Sein Ausschluss erfolgte aus dem MSCI EM Index erfolgte sogar erst zwei Jahre später.


Jetzt wissen die Marktteilnehmer, ab wann die russischen Aktien nicht mehr in den Indizes enthalten sein werden. Welche Auswirkungen wird das auf die Märkte haben? Am Ende des 25. Februar 2022 hatten russische Aktien sowohl im MSCI Emerging Markets Index als auch im FTSE Emerging Markets Index ein Gewicht von etwa 1,6%.1 Sobald sie vollständig aus den beiden Indizes genommen werden, dürften die Mittelrückflüsse in Abhängigkeit vom Investmentziel ihrer Eigentümer möglicherweise in andere Länder aus denselben Indizes investiert.


Ein Beispiel: Die fünf Länder mit den größten Gewichten im MSCI EM Index sind China (31,8%), Taiwan (16,1%), Indien (12,4%), Südkorea (12,3%) und Brasilien (5.1%). Diese Länder dürften am meisten von den zu erwartenden Mittelrückflüsse aus russischen Aktien profitieren. Beim FTSE EM Index sieht es ähnlich aus. Hier sind China (34,5%), Taiwan (18,2%), Indien (14,9%), Brasilien (6,3%) und Saudi-Arabien (4,5%) am stärksten gewichtet.


MSCI FTSC EM index chart

Für passive Investoren können Indexanpassungen sehr problematisch sein, weil sie erst nach der Anpassung tätig werden können. Investmentmanager, deren Entscheidungen auf fundamentalen Analysen beruhen, ist das anders. Sie können schnell reagieren.


Hinzu kommt ein technisches Problem: Seit 28. Februar dürften in lokaler Währung denominierte russische Wertpapiere nicht mehr gehandelt werden. Möglich ist aber der Handel mit Wertpapieren mit Russlandbezug wie handelbare American Depositary Receipts (Amerikanische Hinterlegungsscheine, kurz ADRs). Ihre Kurse sind stetig gefallen. Durch die mit Russlandpositionen erlittenen Verluste haben sie noch stärker verloren. Der Ausschluss Russlands in der Mitte eines Monats bedeutet, dass dieser Effekt nicht am folgenden Monatsende korrigiert wird, wie es bei vorübergehenden Kursschwankungen zu erwarten wäre. 


 


1 Stand der Daten 28. Februar 2022. Quelle: FTSE, MSCI



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