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Marktvolatilität
Rohstoffpreise sorgen für Unterschiede zwischen den Emerging Markets
Kirstie Spence
Portfoliomanager
IM ÜBERBLICK
  • Der Anstieg der Rohstoffpreise ist ein wichtiger Kanal für ein mögliches Übergreifen des Russland-Ukraine-Konflikts auf andere Emerging Markets. Wenn sie hoch bleiben, dürften sich die Außenbilanzen von Emerging Markets, die Rohstoffe exportieren verbessern. Die von Ländern, die vor allem Produkte exportieren würden sich hingegen verschlechtern.
  • Am meisten werden wahrscheinlich Rohstoffexporteure aus Lateinamerika vom Preisschock profitieren. Besonders ungünstig ist er dagegen für Emerging Markets in Zentral-/Osteuropa und die Türkei. 
  • In der Regel sind Emerging-Market-Währung positiv mit den Rohstoffpreisen korreliert. Jetzt scheint sich das umzukehren, was möglicherweise daran liegt, dass es sich diesmal um einen angebots- und nicht um einen nachfragegetriebenen Preisanstieg handelt.

Enormer Anstieg der Rohstoffpreise


Ein wichtiger Kanal für ein Übergreifen der Krise auf die Anleihenmärkte von Ländern außerhalb Russlands und der Ukraine dürften die Rohstoffpreise sein. Russland ist der größte Erdgasexporteur und der zweitgrößte Lieferant von Rohöl und Erdölprodukten weltweit. Jetzt haben die USA die Ölimporte aus Russland gestoppt, und Großbritannien will sie bis Ende des Jahres beenden. Daraufhin sind die Preise von Brent-Öl erstmals seit 2014 auf über 100 US-Dollar je Barrel gestiegen1. Sowohl Russland als auch die Ukraine sind wichtige Exporteure für Nahrungsmittelrohstoffe. Auf sie entfallen 30% der Weizenexporte weltweit. Deshalb sind die Weizenpreise so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Aus Russland kommen zudem erhebliche Mengen an Nickel, Palladium und Titan. In diesem Artikel analysieren wir, welche Auswirkungen höhere Rohstoffpreise für die Emerging Markets haben. 


Folgen eines angebotsbedingten Rohstoffpreisschocks für die Konjunktur


1 Wirtschaftswachstum: Ein geringeres Rohstoffangebot birgt die Gefahr einer weltweiten Verschärfung der Lieferengpässe. Zugleich hat ein Rückgang der Realeinkommen (zunächst über den privaten Konsum aufgrund höherer Preise und später auch über den Handel als zweiter Einkommensschock) Auswirkungen auf die Konsumausgaben. Beides belastet das Wirtschaftswachstum. Nettoimporteure von Öl profitieren dagegen von steigenden Preisen, weil sie für ihre Exporte mehr einnehmen. Unternehmensgewinne und Löhne steigen. In Ländern, in denen die Ölpreise stark subventioniert sind, hat ein Anstieg der internationalen Ölpreise vermutlich nur wenig Auswirkungen auf Angebot und Nachfrage im Inland.


2 Inflation: Die direkten Folgen für die Inflation hängen davon, ab welchen Anteil Rohstoffe am Warenkorb haben. In den Emerging Markets ist der Anteil von Nahrungsmitteln und Energie an ihren der Verbraucherpreisinflation (CPI) zugrunde liegenden Warenkörben höher. In Indien liegt er beispielsweise bei 60%, in den USA bei 22% und im Euroraum bei 32%2. Ein weiterer Faktor sind staatliche Interventionen. Viele wichtige Ölexporteure wie Saudi-Arabien und Kuwait subventionieren oder regulieren die Treibstoffpreise, sodass ein Preisanstieg nicht vollständig auf die Verbraucherpreisinflation durchschlägt.


3 Haushaltssalden: Für rohstoffimportierende Länder kann ein Preisanstieg zu einer Verschlechterung der Haushaltssalden führen, wenn ihre Regierungen Rohstoffe subventionieren. Das ist beispielsweise in Indonesien der Fall. Die Haushaltssalden von Rohstoffexporteuren profitieren dagegen von steigenden Preisen. In vielen rohstoffexportierenden Emerging Markets sind die Break-Even-Preise3 für Öl deutlich niedriger als die aktuellen Preise. Mexiko benötigt beispielsweise nur einen Ölpreis von 4 US-Dollar für den Break-Even, während der Preis für Saudi-Arabien bei 67 US-Dollar liegen muss.4.


4. Leistungsbilanzsalden: Wegen der besseren Terms of Trade dürften sich die Leistungsbilanzen von Rohstoffexporteuren verbessern. Die Abbildung unten zeigt den prozentualen Anteil der Rohstoffe am BIP einzelner Länder. Wie man sieht, profitieren Russland, Chile, Malaysia, Südafrika und Brasilien am meisten von höheren Rohstoffpreisen, abhängig von der Art des Rohstoffs, den sie exportieren.


 


1 Quelle: IEA, Global EV Outlook 2021


2 Stand Januar 2022. Quelle: Inside EVs


3 Der Preis, bei dem der Haushalt ausgeglichen wäre


4 Quelle: IIF. Break-Even-Preise für die Haushalte 2022 Stand 31. Oktober 2021 .


Risikofaktoren, die vor einer Anlage zu beachten sind

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  • Je nach Strategie können dazu auch die Risiken von Anleihen, Emerging-Market-Titeln und/oder High-Yield-Anleihen zählen. Emerging-Market-Anlagen sind volatil und ggf. auch illiquide.


Kirstie Spence ist Anleihenportfoliomanagerin bei Capital Group. Außerdem ist sie Mitglied des Capital Group Management Committee. Sie hat 28 Jahre Investmenterfahrung, ausnahmslos im Unternehmen. Sie hat einen Master in Germanistik und Internationalen Beziehungen von der University of St. Andrews (Schottland). Sie arbeitet in London.


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