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ESG

Wetterwarnung: Vier Sektoren, die anfällig für die Naturgewalten sind

IM ÜBERBLICK

  • Schon heute haben Extremwetterereignisse erheblich folgen für die Prozesse, Bilanzen und Erlöse von Unternehmen.
  • Überschwemmungen, Stürme und Hitzewellen werden immer häufiger und extremer. Deshalb dürfte das Wetter bei Investitionsüberlegungen eine noch wichtigere Rolle spielen.
  • Versorger, Versicherer, Tourismusunternehmen zählen zu den Branchen, die aus Sicht unserer Investmentexperten zuletzt besonders über die Folgen von Extremwetterereignissen nachdenken mussten.
  • Aber die Folgen von Dürren für Lieferketten sollten Investoren 2024 und danach in allen Branchen im Auge behalten.

Jeder spricht gern über das Wetter, auch die Chefs vieler größerer internationaler Unternehmen. In letzter Zeit wurde das Wetter in den quartalsweisen Investorengesprächen von S&P -500-Unternehmen aus den USA so häufig erwähnt wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Ende 2023 hat Barclays Research festgestellt, dass die Zahl der Erwähnungen des Begriffs „Extreme Weather (Extremwetter“ um 40% gegenüber dem Vorjahr steigen dürfte. Besonders häufig wurde über Waldbrände gesprochen.   2023 gab es in den USA 23 Extremwetterereignisse, mehr als doppelt soviel als 2013.

 

Vom Schauer zum Sturzregen: Immer mehr Extremwetter in den USA

Anzahl der Katastrophen in den letzten zehn Jahren mit einem Schaden von mindestens 1 Milliarde US-Dollar

Das Balkendiagramm in der Abbildung zeigt das geschätzten jährliche Gewinnwachstum in den Jahren 2023 und 2024 von Unternehmen aus den USA (Standard & Poor's 500 Index), den Industrieländern (MSCI EAFE Index) und den Emerging Markets (MSCI Emerging Markets Index). Die Schätzungen lauten wie folgt: In den USA ein Anstieg von 0,8% im Jahr 2023 und 11,4% im Jahr 2024, in den Industrieländern weltweit ein Plus von 1,7% im Jahr 2023 und 6,1% im Jahr 2024 und in den Emerging Markets ein Rückgang von 10,2% im Jahr 2023 und ein Zuwachs von 17,9% im Jahr 2024.

Quelle: NOAA National Centers for Environmental Information (NCEI) US Billion-Dollar Weather and Climate Disasters (2024).

Von Waldbränden in Nordamerika und Europa bis zu Überschwemmungen in Asien – extreme Wettereignisse haben erhebliche unterschiedliche Folgen für die Finanzergebnisse und Aussichten vieler Unternehmen und Branchen. Unsere Investmentexperten stellen ihre Einschätzungen vor und konzentrieren sich dabei vor allem auf die Branchen Versorger, Versicherungen, Beherbergung und Logistik sowie auf mögliche künftige Auswirkungen für die Lieferketten.

 

Versorger: Massive hitzebedingte Risiken

 

„Im US-Versorgersektor ist das Investmentrisiko im Zusammenhang mit Extremwetter heute viel größer als noch vor zehn oder zwanzig Jahren“, sagt Aktienanalyst Dominic Phillips. „Vor allem durch die Waldbrände haben sich die Ertragsprofile und Credit Spreads einiger Unternehmen deutlich verschlechtert.“

 

In Kalifornien und anderen Bundesstaaten, die anfällig für Waldbrände sind, wurden in den letzten Jahren viele Milliarden US-Dollar an Haftungsansprüchen gegen die Branche geltend gemacht.  Phillips geht davon aus, dass die Kapitalkosten von Versorgern, die häufiger von Waldbränden betroffen sind, weiter steigen werden. „Ceteris paribus ist angesichts der zurzeit geltenden Gesetze und Regulierungen davon auszugehen, dass Eigenkapitalgeber einen angemessenen Ausgleich für das Waldbrandrisiko fordern“ fügt er hinzu.

 

„Für einige US-Anleihenemittenten, die ich beobachte, ist die Verhinderung von Waldbränden mittlerweile ein wichtiger Wettbewerbsvorteil geworden“, sagt Anleihenanalyst Julian James. „Unternehmen, die Sicherheitstechnologien einsetzen und in Gebieten mit hohem Waldbrandrisiko immer mehr Leitungen unter die Erde verlegen, fallen mir positiv auf.“

 

Aber Waldbrände sind nur eine Folge der extremen Hitze. Durch sehr hohe Temperaturen steigen auch andere Risiken. Häufig sind die Zusammenhänge komplex. Beispielsweise können in Hitzephasen die Wasservorräte knapp werden, und die Stromnachfrage enorm steigen. Da wir wissen, was diese Art von Katastrophen für Versorger, bedeuten kann, hat unser Team für Umwelt, Soziales und Governance (ESG-Team) kürzlich einige europäische Unternehmen auf eine mögliche Belastung durch Wasserknappheit untersucht.

 

Stromversorger zählen zu den Unternehmen mit dem größten Wasserverbrauch. In der Vergangenheit hatte Strom aus Wasserkraft, dessen Produktion stark davon abhängt, dass angemessen viel Süßwasser zur Verfügung steht, über 10% Anteil an den Gewinnen des europäischen Stromsektors. Wegen der jüngsten Trockenperioden waren Wasserkraftwerke nicht optimal ausgelastet, und die Wasservorräte lagen länger Zeit deutlich unter ihren früheren Niveaus.

 

Die geringere Auslastung, vorübergehende Stilllegungen und besondere Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung haben die Erträge belastet. So berichtete der in Portugal ansässige Stromversorger EDP, dass er in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 wegen schwerer Dürren nur halb so viel Strom aus Wasserkraft produzieren konnte, sodass seine Gewinne um 184 Millionen Euro zurückgegangen sind. Mitte 2023 hatten sich die Wasservorräte des Unternehmens wieder auf 80% erholt (was über dem langfristigen Durchschnitt liegt). Auch die Produktion war wieder stark gestiegen.

 

„Einige größere europäische Versorger haben erhebliche Wasserrisiken“, sagt ESG-Analyst Tom Crocker, der sich mit dem Energiesektor befasst. „Das könnte in Zukunft ihre Prozesse und Gewinne belasten, was es zu einem wichtigen Faktor macht, den man neben anderen traditionellen Finanzanalysen berücksichtigen sollte.“

 

Tückische Gewässer: Europäische Unternehmen haben erhebliche Wasserrisiken

Anteil der Wasser- und Wärmekraftanlagen, die unterschiedlichen Wasserrisiken ausgesetzt sind (%)

Das Balkendiagramm in der Abbildung zeigt das geschätzten jährliche Gewinnwachstum in den Jahren 2023 und 2024 von Unternehmen aus den USA (Standard & Poor's 500 Index), den Industrieländern (MSCI EAFE Index) und den Emerging Markets (MSCI Emerging Markets Index). Die Schätzungen lauten wie folgt: In den USA ein Anstieg von 0,8% im Jahr 2023 und 11,4% im Jahr 2024, in den Industrieländern weltweit ein Plus von 1,7% im Jahr 2023 und 6,1% im Jahr 2024 und in den Emerging Markets ein Rückgang von 10,2% im Jahr 2023 und ein Zuwachs von 17,9% im Jahr 2024.

Stand September 2023.

 

Quellen: Capital Group, World Resources Institute Aqueduct Tools.

 

Der linke Kreis steht für Wasserkraftanlagen (mit Wasser betriebene Anlagen, die Strom produzieren), der rechte Kreis steht für Wärmekraftanlagen (mit Wärme betriebene Anlagen, die Strom produzieren).

Die Analyse dient nur zur Illustration und beruht auf sechs beispielhaften Versorgern. Die aktuelle und zukünftige Belastung durch Wasserknappheit wird anhand mehrerer lokaler physikalischer Indikatoren mit definierten Parametern für die Energiewirtschaft gemessen. Auf Grundlage der Einzeldaten ermitteln wir zuerst die Höhe des Wasserrisikos jeder Anlage. Dann fassen wir die Ergebnisse zu einem Wasserrisiko-Indikator für das gesamte Unternehmen zusammen. Jede Anlage wird entsprechend ihres Anteils an der Gesamtkapazität des Unternehmens gewichtet, sodass Anlagen mit hohen Kapazitäten stärker ins Gewicht fallen. Die physischen Risiken werden auf Basis des grundsätzlichen Wasserrisikos/Wasserverbrauchs, der unterjährigen und saisonalen Schwankungen, des Rückgangs des Grundwasserspiegels, der Dürregefahr sowie der Risiken von Küsten- und Flussüberschwemmungen quantifiziert. Kraftwerke an der Küste nutzen Meerwasser und unterliegen deshalb keinem Wasserrisiko. Das zu erwartende Risiko wird ausschließlich auf Basis des grundsätzlichen Wasserrisikos berechnet, und es wird kein Gesamtwert ausgewiesen.

Rückversicherer und Versicherer: Die langen Schatten der Gewitterwolken

 

Sind Ihre Gebäudeversicherungsprämien gestiegen oder fällt es Ihnen schwer, den Schutz zu bekommen, die Sie wollen? Das könnte auch am Extremwetter liegen. Weil Versicherer nach Hurrikanen, Überschwemmungen und Waldbränden manchmal enorme Summen an ihre Kunden zahlen müssen, versuchen sie sich gegen Naturkatastrophen abzusichern – bei Rückversicherern. Unglücklicherweise hat der Anstieg der Zahl der Extremwetterereignisse diese dazu veranlasst, ihre Preise anzuheben, oder bestimmte Bereiche gar nicht mehr zu versichern. Einige Versicherungen haben es ihnen gleichgetan.

 

Rückversicherungen sind erheblich teurer geworden. So stellte der Rückversicherungsmakler Gallagher Re fest, dass die durchschnittliche US-Rückversicherungsquote (Verhältnis zwischen gezahlter Prämie und potenziellem Schaden) für Policen, bei denen zuvor Versicherungsfälle aufgrund von Schäden durch Naturkatastrophen aufgetreten waren, in der Mitte des Verlängerungszyklus 2023 um bis zu 50% gestiegen ist.

 

In Europa waren die Erhöhungen mit etwa 10% bislang weniger gravierend. Angesichts der Hitzewellen, Stürme, Waldbrände und Überschwemmungen in den letzten Jahren haben einige Branchenvertreter angekündigt, dass es wahrscheinlich zu drastischen Erhöhungen kommen wird.

 

„Die höheren katastrophenbedingten Verluste haben den internationalen Rückversicherungsmarkt erschüttert“, sagt Aktienanalyst Rob Grube. Der rollierende 10-Jahres-Durchschnitt der inflationsbereinigten Versicherungsverluste hat sich  in den letzten fünf Jahren verdoppelt.  Die Hälfte dieses Anstiegs ist auf Hagelstürme, Waldbrände und durch sie entstehende Risiken zurückzuführen. „Auf absehbare Zeit sind Gebäudeversicherungen kaum und nur zu sehr hohen Preisen zu bekommen.“

 

Anleihenanalyst Mandeep Saini stimmt zu: „Einigen Privatkundenversicherern machen die Extremwetterereignisse das Leben sehr schwer“, sagt er. „Durch die jüngsten Verluste aufgrund von Stürmen und Hagelstürmen haben sich die Kapitalquoten verschlechtert, sodass weniger Spielraum bleibt, die Preise zu erhöhen. Das sorgt für Ratingrisiken und zeigt deutlich, dass die Unternehmen ihr Geschäft an die neue Realität anpassen müssen. Einige haben sich deshalb bereits aus einigen Regionen oder Ländern zurückgezogen.“ 

 

Eineinhalb Verluste: Rekordhohe Verluste: etwa 50% über dem Durchschnitt

Wetterbedingte und andere Naturkatastrophen

Das Balkendiagramm in der Abbildung zeigt das geschätzten jährliche Gewinnwachstum in den Jahren 2023 und 2024 von Unternehmen aus den USA (Standard & Poor's 500 Index), den Industrieländern (MSCI EAFE Index) und den Emerging Markets (MSCI Emerging Markets Index). Die Schätzungen lauten wie folgt: In den USA ein Anstieg von 0,8% im Jahr 2023 und 11,4% im Jahr 2024, in den Industrieländern weltweit ein Plus von 1,7% im Jahr 2023 und 6,1% im Jahr 2024 und in den Emerging Markets ein Rückgang von 10,2% im Jahr 2023 und ein Zuwachs von 17,9% im Jahr 2024.

In den folgenden Ländern waren die Versicherungsverluste im 1. Halbjahr 2023 so hoch wie noch nie:

•  USA | 34 Milliarden US-Dollar durch Gewitter (höchster Gesamtschaden innerhalb von sechs Monaten)

•  Neuseeland | 2,3 Milliarden US-Dollar (die zwei größten wetterbedingten Schadensereignisse seit 1970)

•  Italien | 6 Milliarden US-Dollar aufgrund von Überschwemmungen (größtes wetterbedingtes Schadensereignis seit 1970)

Quelle: Swiss Re Institute. H1: 1. Halbjahr (Januar bis Ende Juni). 

Tourismus & Reisen: Erst Verwerfungen in Europa, dann Turbulenzen in den USA

 

Nach einer Reihe schwerer Stürme von Ende 2022 bis Mitte 2023 zählten in den USA die Fluggesellschaften zu den Unternehmen, die besonders augenfällig unter dem Wetter gelitten haben. Beispielsweise gab Alaska Airlines an, dass sein Umsatz allein wegen des schlechten Wetters im 4. Quartal 2022 um 45 Millionen US-Dollar niedriger war.

 

„Ich bin erstaunt über das Ausmaß der Schäden, die durch Faktoren entstanden sind, die außerhalb der Kontrolle der Geschäftsleitung der Fluggesellschaft liegen, darunter Extremwetterereignisse, irrationale Entscheidungen von Wettbewerbern, der enge Arbeitsmarkt, die Ölpreise, Kriege und Terroranschläge“, sagt Cheryl Frank, Aktienportfoliomanagerin bei Capital Group. „Das zeigt einmal mehr, wie wichtig eine stabile Bilanz ist.“

 

Etwa zu der Zeit, als die Stürme in Nordamerika allmählich nachließen, verwies die EU-Kommission darauf1, dass„steigende Klimarisiken, die sich in Extremwetterereignissen, Waldbränden sowie Überschwemmungen nie gekannten Ausmaßes im Sommer [2023] niedergeschlagen haben ... die Aussichten belasten“ – für den europäischen Tourismus und die Wirtschaft insgesamt. Griechenland war eines der besonders stark betroffenen Länder. So mussten im Juli 2023 8.000 Touristen, die bei der TUI Group gebucht hatten, aufgrund der Waldbrände, die Teile der Insel Rhodos verwüsteten ihre Unterkünfte verlassen. Nach Angaben des Reiseveranstalters schmälerte dies sein Jahresergebnis um 25 Millionen Euro. Aufgrund der steigenden Unsicherheiten denken einige Veranstalter über die Einführung von Versicherungen für ihre Kunden nach, die in Gebiete mit Klima- und Wetterrisiken reisen.

 

Herzlich willkommen – oder auch nicht: Veränderung der Reisenachfrage in einem wärmeren Europa

Möglichen Gewinner und Verlierer in zwei Erderwärmungsszenarien

Das Balkendiagramm in der Abbildung zeigt das geschätzten jährliche Gewinnwachstum in den Jahren 2023 und 2024 von Unternehmen aus den USA (Standard & Poor's 500 Index), den Industrieländern (MSCI EAFE Index) und den Emerging Markets (MSCI Emerging Markets Index). Die Schätzungen lauten wie folgt: In den USA ein Anstieg von 0,8% im Jahr 2023 und 11,4% im Jahr 2024, in den Industrieländern weltweit ein Plus von 1,7% im Jahr 2023 und 6,1% im Jahr 2024 und in den Emerging Markets ein Rückgang von 10,2% im Jahr 2023 und ein Zuwachs von 17,9% im Jahr 2024.

Quelle: European Union, JRC-Analysen. Die gezeigten Werte beziehen sich auf das Emissionsszenario Representative Concentration Pathway (RCP8.5), das im Allgemeinen als das schlimmstmögliche Szenario für den Klimawandel unter den derzeitigen und angekündigten politischen Maßnahmen angesehen wird. Erwartete Verschiebung der Reisenachfrage auf Länderebene gegenüber 2019 in verschiedenen Erderwärmungsszenarien (%). Der Prognosezeitraum reicht bis 2100; die Vergleichsbasis ist das Jahr 2019. 

Logistik: Wohlergehen der Mitarbeiterschaft und Produktivität bei steigenden Temperaturen

 

Eine Analyse der Arbeitsunfälle der United States Occupational Safety & Health Administration (OSHA) hat ergeben, dass Lieferdienst- und Lagermitarbeiter mit am meisten von der extremen Hitze betroffen sind.

 

Ohne Gegenmaßnahmen könnte extreme Hitze die Produktivität erheblich beeinträchtigen. Einer wissenschaftlichen Studie2,zufolge belaufen sich die jährlichen Produktivitätsverluste infolge von Hitze auf etwa 30 Milliarden US-Dollar. Durch die Hitzebelastung steigen auch die rechtlichen Risiken von Arbeitgebern – vor allem angesichts neuer Regulierungen und Richtlinien, die von der OSHA auf Bundes- und Staatenebene vorgeschlagen wurden. Insbesondere hat die OSHA durch die in „Working in Outdoor and Indoor Heat Environments“ niedergelegten neuen Bundesstandards mehr Handhabe zur Durchsetzung des Hitzeschutzes. Außerdem wird die Behörde angehalten, strenger durchzugreifen.

 

Deshalb gewinnen Gesundheits- und Arbeitsschutzbedenken im Zusammenhang mit hitzebedingten Erkrankungen vor allem bei Onlinehandels- und Logistikunternehmen an Bedeutung. So wird ein US-Logistikunternehmen ab 2024 sicherstellen, dass alle neu erworbenen Lieferwagen eine Klimaanlage haben. Damit reagiert es auf Bedenken der Mitarbeiterschaft im Zusammenhang mit der Hitzebelastung. Arbeitgeber werden die Auswirkungen höherer Kühl- und Kraftstoffkosten, rechtlicher Verpflichtungen und möglicher Produktivitätsverluste in Umgebungen mit hohen Risiken stärker berücksichtigen müssen.

 

„Der Umgang mit Hitzebelastungen wird meiner Meinung nach vor allem bei Lieferdiensten und Logistikunternehmen erheblicher Auswirkungen auf die Gewinne haben“, sagt Wesley Phoa, Solutions-Portfoliomanager bei Capital Group. „Natürlich stehen den höheren Energiekosten für die Kühlung Vorteile gegenüber, aber es wird interessant sein zu sehen, welche Unternehmen am Ende mehr investieren, um produktiv zu bleiben, ihre Regulierungsrisiken zu minimieren und ihre Mitarbeiterbeziehungen zu verbessern.“

Dreifache Gefahr: Die wichtigsten Ergebnisse unserer Analyse zur Hitzebelastung bei US-Lieferdiensten

Das Balkendiagramm in der Abbildung zeigt das geschätzten jährliche Gewinnwachstum in den Jahren 2023 und 2024 von Unternehmen aus den USA (Standard & Poor's 500 Index), den Industrieländern (MSCI EAFE Index) und den Emerging Markets (MSCI Emerging Markets Index). Die Schätzungen lauten wie folgt: In den USA ein Anstieg von 0,8% im Jahr 2023 und 11,4% im Jahr 2024, in den Industrieländern weltweit ein Plus von 1,7% im Jahr 2023 und 6,1% im Jahr 2024 und in den Emerging Markets ein Rückgang von 10,2% im Jahr 2023 und ein Zuwachs von 17,9% im Jahr 2024.

Quelle: Capital Group. Analyse auf der Grundlage der Scorecard zur Hitzevorsorge (Heat Preparedness Scorecard) und der geschätzten Risiken von drei der größeren Lieferunternehmen. Die Belastung durch Hitzestress wird anhand der Arbeitsproduktivität, der Zusammensetzung der Belegschaft und der Lohn- und Sicherheitsbedingungen im Unternehmen gemessen. Stand der Daten Juni 2023.

Abschließende Überlegungen: Wetterwarnung für Lieferketten?  

 

Neben den bereits beschriebenen sektorspezifischen Auswirkungen, sollten Investoren ab 2024 meiner Meinung nach auch die Folgen von Extremwetterereignissen für die Lieferketten im Auge behalten.

 

So können beispielsweise Dürren zahlreiche Branchen stark belasten, die ihre Rohstoffe oder Produkte mit Schiffen transportieren müssen. Die Zahl der Dürren ist in den letzten zwanzig Jahren um ein Drittel gestiegen und nach der Einschätzung der Vereinten Nationen dürfte sich dieser Trend fortsetzen.3 In jüngster Zeit habe es zahlreiche Beispiele für die möglichen Folgen.

 

Zum Beispiel waren die durchschnittlichen Wasserstände des chinesischen Flusses Jangtse 2022 nur noch halb so hoch4 wie früher, sodass es zu erheblichen Verspätungen wegen Niedrigwassers auf einer Strecke kam, auf der jährlich drei Milliarden Tonnen Fracht transportiert werden. Außerdem hat die geringere Wasserkraftkapazität die Energieversorgung der Hersteller von Autoteilen und Chips belastet, was die Lieferkettenstörungen zusätzlich verstärkte. Erst kürzlich bezeichnete die Panama Canal Authority die Dürre von Ende 2023 bis Anfang 2024 als die schlimmste in dieser Region seit 70 Jahren. Dürren haben zu „Staus“ von riesigen Containerschiffen geführt, die beispielsweise Kraftstoff, Früchte, iPhones und Wein transportierten. Wetterbedingte Störungen im Panamakanal, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, haben den Welthandel in besonderem Maße belastet, und das in einer Phase mit erhöhten Sicherheitsrisiken im Suez-Kanal, einer weiteren wichtigen Passage für Seefrachtschiffe.

 

Investoren, Aufsichtsbehörden und Regierungen sind sich einig, dass extreme Wetterereignisse ein immer größeres Problem werden. Auf Grundlage der Einschätzungen von fast 1.500 Wissenschaftlern, Führungskräften von Unternehmen und Regierungsvertretern nannte das World Economic Forum 2024 Extremwetterereignisse die größte Sorge für die nächsten zehn Jahre und warnte, dass sie in diesem Zeitraum noch extremer werden könnten.

 

Als langfristige Investoren sehen wir, dass durch extreme Wetterereignisse – häufig ausgelöst oder verstärkt durch den Klimawandel – erhebliche unterschiedliche finanzielle und aufsichtsrechtliche Risiken entstehen.

 

Einige Unternehmen haben die Gefahr dieses heranziehenden Sturms noch nicht erkannt. Andere „spannen bereits ihre Schirme auf“. Aber es ist alles andere als einfach, festzustellen, welche dieser Unternehmen die mit Extremwetter verbundenen Risiken besser steuern werden als andere. Dass hierfür eingehende Fundamentalanalysen nötig ist so klar wie der Himmel an einem schönen Sommertag.

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1 European Commission’s European Economic Forecast, Summer 2023 Institutional Paper. Veröffentlicht im September 2023.
 
2 DARA and the Climate Vulnerable Forum, 2022. Matthew A. Borg, Jianjun Xiang, Olga Anikeeva, Dino Pisaniello, Alana Hansen, Kerstin Zander, Keith Dear, Malcolm R. Sim, Peng Bi, Occupational heat stress and economic burden: A review of global evidence, Environmental Research, Volume 195, 2021, 110781, ISSN 0013-9351, https://doi.org/10.1016/j.envres.2021.110781
 
3 United Nations Convention to Combat Desertification, „Drought in Numbers 2022.”
 
4 Bloomberg News. "Power Crunch in Sichuan Adds to Manufacturers’ Woes in China."21. August 2022.
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