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Marktvolatilität
Konjunktur: Höheres Rezessionsrisiko nach ersten Hinweisen auf nachlassende Konjunktur
IM ÜBERBLICK
  • Die Bankenkrisen in den USA und der Schweiz dürften keine Gefahr für das globale Finanzsystem sein, führen aber vermutlich zu strengeren Kreditvergabeedingungen.
  • Weltweit ist die Inflation nach wie vor hoch und dürfte bis zum Ende des Jahres nicht auf die Zielspannen der Zentralbanken zurückgehen.
  • Die straffere Geldpolitik zeigt allmählich Wirkung, und die Investoren beginnen, mit einem schwächeren Wachstum zu rechnen.

Bis Anfang März schienen die Marktteilnehmer aufgrund der guten Konjunkturdaten optimistisch, aber nach dem Zusammenbruch zweier US-Regionalbanken und dem Zwangsverkauf der Crédit Suisse ließ die Risikobereitschaft nach. Treasuries setzten zu einer starken Rallye an, die Zinsstrukturkurve wurde erheblich steiler und die Credit Spreads weiteten sich aus. Der Bloomberg US Aggregate Index ist im 1. Quartal um 3% gestiegen. Die Rendite 10-jähriger Treasuries ging um 41 Basispunkte auf 3,47% zurück, und die Spreads von Investmentgrade-Anleihen weiteten sich von 117 Basispunkte Ende Januar auf 138 Basispunkte aus.


Aus unserer Sicht sind die Bankenkrisen in den USA und in der Schweiz keine Gefahr für das globale Finanzsystem. Sie sind Ausdruck der Anlegerbedenken wegen der Auswirkungen steigender Zinsen auf die Bilanzen von Banken und ihrer potenziellen Folgen für die Liquidität. Allerdings werden die Zusammenbrüche strengere Kreditvergabebedingungen und steigende Finanzierungskosten für Regionalbanken nach sich ziehen. Aus unserer Sicht wirkt sich dies inflationshemmend aus, was die Verbraucher spüren werden. Möglich ist auch, dass dadurch die Federal Reserve ihre Leitzinserhöhungen verlangsamt und das Rezessionsrisiko steigt bzw. eine frühere Rezession wahrscheinlicher wird.


Der Zusammenbruch der SVB hat die Zinserwartungen drastisch verändert

Tatsächliche und vom Markt erwartete Federal Funds Rate (%)

Der Zusammenbruch der SVB hat die Zinserwartungen drastisch verändert

Stand 5. April 2023. Der Leitzins der Fed entspricht dem maximalen vom Federal Open Markets Committee (FOMC) festgelegten Overnight-Zinssatz für Interbankkredite unter US-Banken. SVB: Silicon Valley Bank. Quellen: Capital Group, Bloomberg Index Services Ltd., Refinitiv Datastream, US Federal Reserve

Trotz der starken Straffung der Geldpolitik im Jahr 2022 ist die Inflation weltweit hoch, aber es gibt erste Hinweise auf einen allmählichen Rückgang. Die Lieferkettenengpässe haben nachgelassen, sodass der Preisdruck auf Güter zurückgegangen ist. Die Energiepreise sind niedriger und die Dienstleistungsinflation scheint sich zu stabilisieren, wenn auch auf einem recht hohen Niveau. In Europa ist der Inflationsdruck nach wie vor hoch, aber auch hier sinkt die Teuerung weiter. Die Inflation dürfte weiter zurückgehen, weil die Geldpolitik in den USA und anderen Teilen der Welt straffer wird, und die Probleme im Bankensektor zu strengeren Kreditvergabebedingungen in den USA und Europa führen wird. Stark steigende Löhne und ein enger Arbeitsmarkt dürfte aber dafür sorgen, dass die Inflation bis zum Ende des Jahres über den Zielspannen der Zentralbanken liegen wird.


Die straffere Geldpolitik zeigt allmählich Wirkung Nach einem Bericht des Institute for Supply Management ist die Aktivität in der Fertigung auf 46,3 Punkte zurückgegangen ist, weil weniger neue Aufträge eingehen und die Lagerbestände sinken. Die Aktivität im Dienstleistungssektor, der den größten Anteil an der Wirtschaft hat, ging im März auf 51,2 Punkte zurück. Auch hier wurden weniger neue Aufträge verzeichnet. Hinzu kam die schwächere Geschäftsaktivität. Ein Stand unter 50 Punkten signalisiert eine Schrumpfung der Wirtschaft. Außerdem haben die Unternehmen im März weniger neue Mitarbeiter eingestellt, was unterstreicht, dass sich die Zinserhöhungen allmählich auf den Arbeitsmarkt auswirken. Zusammen mit den strengeren Kreditvergabebedingungen im Finanzsektor lässt dies aus unserer Sicht auf eine baldige Zinspause der Fed schließen.


Trotz der durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und des Verlusts des Vertrauens in die Crédit Suisse ausgelösten Turbulenzen, hat die Europäische Zentralbank ihre Zinsen um 50 Basispunkte angehoben und wird ihre Wertpapierkäufe bis Juni weiterhin monatlich um 15 Milliarden Euro zurückfahren. Dann wird sie die Lage prüfen. Die aktuelle Verschärfung der Finanzbedingungen, der stärkere Euro und die schwächere Nachfrage im Euroraum lässt einen niedrigeres Leitzinsmaximum vermuten als wir vor den Problemen im europäischen Bankensektor gedacht haben. Möglicherweise ist die Zeit der Zinserhöhungen in Europa bald vorbei.


US-Banken verschärfen die Kreditbedingungen und steigern damit das Rezessionsrisiko

Nettoanteil der US-Banken, die ihre Kreditbedingungen straffen (%)

US-Banken verschärfen die Kreditbedingungen und steigern damit das Rezessionsrisiko

Stand 31. März 2023. Kreditbedingungen auf Basis der quartalsweise erscheinenden Senior Loan Officer Opinion Survey on Bank Lending Practices. Quellen: Board of Governors of the Federal Reserve System, Refinitiv Datastream.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Rezession gestiegen ist, sind die Auswirkungen höherer Zinsen und nachlassenden Wachstums noch immer unklar. In den Bewertungen aller Unternehmensanleihensektoren spiegelt sich das problematischere Umfeld wider, aber eine Rezession würde zu Spreadausweitungen führen. Wir tendieren weiter zu Unternehmensanleihen mit höheren Ratings. Die Laufzeitensteuerung bleibt ein wichtiger Faktor, weil mit einer Versteilung der Kurve zu rechnen ist. Die aktuellen Bewertungen deuten darauf hin, dass die Zinserträge die Schwäche der Anleihenspreads ausgleichen könnten. Deshalb könnten Festzinspapiere weiterhin attraktive Erträge erzielen.


Inflation bleibt weltweit hoch und es droht eine Rezession

Verbraucherpreisindex p.a. (%)

Inflation bleibt weltweit hoch und es droht eine Rezession

Inflationsrate Stand 31. März 2023 (USA) und 28. Februar 2023 (andere Länder und Regionen). Quelle: Refinitiv Datastream.


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