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Marktvolatilität
Mehrwertchancen mit Lokalwährungsanleihen
Kirstie Spence
Portfoliomanagerin
IM ÜBERBLICK
  • In den Emerging Markets (EM) ist die Kerninflation weniger stark gestiegen als in den USA. Zum Teil liegt das an der schwachen Wirtschaft und der schnelleren Reaktion der EM-Zentralbanken.
  • Durch die Leitzinsanhebungen der EM-Zentralbanken sind die realen Zinsabstände zwischen den Emerging Markets und den USA gestiegen, sodass EM-Lokalwährungsanleihen vergleichsweise attraktiv scheinen. 

Der jüngste Rohstoffpreisanstieg hat die Inflation, die durch die pandemiebedingten Lieferengpässe bereits zugelegt hatte, weiter in die Höhe getrieben. Noch vor wenigen Monaten war man davon ausgegangen, dass die Auslöser der Inflation vorübergehender Natur seien, aber jetzt scheint die Teuerung längere Zeit höher zu bleiben, obgleich Realeinkommen und Wirtschaftsaktivität zurückgehen.


Interessant ist, dass die Inflation in den Industrieländern und Emerging Markets nicht nur unterschiedliche Folgen hat. Auch die Reaktionen sind nicht dieselben. In den Industrieländern haben die Zentralbanken in den letzten zehn Jahren alles getan, damit die Inflation auf ihr angestrebtes Niveau steigt, während ihre Aufgabe in den Emerging Markets darin bestand, sie langfristig zu senken. Wie die Abbildung unten zeigt, ist die Teuerung – ungewöhnlicherweise – in den Emerging Markets zuletzt weniger stark in die Höhe geschossen als in den Industrieländern. 


In den Emerging Markets ist die Inflation weniger stark gestiegen als in den Industrieländern

Kerninflation (in % zum Vorjahr)

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Stand 30. April 2020. EM-Inflation gewichtet entsprechend dem GBI-EM-Index. Quelle: Bloomberg

Aus unserer Sicht gibt es dafür vor allem zwei Gründe. Erstens ist die Konjunkturerholung in den Emerging-Market-Ländern schwächer, und zweitens haben die EM-Zentralbanken
ihre Leitzinsen schneller angehoben. 


In den Emerging Markets ist die Erholung noch schwach


Die Bruttoinlandsprodukte der Emerging Markets sind während der Pandemie stark zurückgegangen, was wiederum zu großen Output-Lücken geführt hat. Zudem erholen sich die Schwellenländer erheblich langsamer, was auch auf die geringeren Staatsausgaben und die niedrigeren Impfquoten zurückzuführen ist. Die Abbildung unten zeigt, dass der PMI in den Emerging Markets erheblich niedriger ist als in den Industrieländern. Eine schwache Erholung der Wirtschaft geht in der Regel mit konjunkturbedingt niedrigeren Inflationsraten einher. 


In den Emerging Markets ist die Erholung schwächer als in den Industrieländern

Fertigungs-PMI: Emerging Markets minus Industrieländer

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Stand 31. März 2021. PMI: Einkaufsmanagerindex. Quelle: IHS Markit

Die EM-Zentralbanken haben die Leitzinsen früher angehoben als die Industrieländer


Im Durchschnitt haben die Zentralbanken der Emerging-Markets ihre Leitzinsen aktiver erhöht als die Zentralbanken der Industrieländer – trotz der schwachen Binnenwirtschaft. Das hat mehrere Gründe.


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Stand 30. April 2022. Quelle: Bloomberg

1. Der Anstieg der Rohstoffpreise hat einige EM-Länder härter getroffen als die Industrieländer


Die Inflation belastete die Verbraucher weltweit, aber der jüngste Anstieg der Rohstoffpreise hat für viele EM-Länder erhebliche Folgen. Gestiegen sind vor allem die Nahrungsmittelpreise, weil Russland und die Ukraine wichtige globale Nahrungsmittelexporteure sind. In vielen EM-Ländern sind Nahrungsmittel die mit Abstand größte Komponente des der Inflationsmessung zugrunde liegenden Warenkorbs (Inflationskorb). Im Median haben Sie etwa 25% Anteil daran; in Ländern wie Indien sind es sogar bis zu 50%. In den Industrieländern liegt der Anteil dagegen im Median unter 15%, in den USA unter 10%.1 Wie der Arabische Frühling in den frühen 2010er-Jahren gezeigt hat, können steigende Nahrungsmittelpreise ein EM-Land erheblich destabilisieren. Einige EM-Länder, vor allem in Lateinamerika, sind jedoch vor den steigenden globalen Nahrungsmittelpreisen etwas geschützt, weil sie selbst viel produzieren und teilweise weniger abhängig von Weizen und anderen Getreiden sind.


2. Die EM-Zentralbanken müssen daran arbeiten, ihre Glaubwürdigkeit zu beweisen und zu vermeiden, dass die Inflationserwartungen außer Kontrolle geraten


Obgleich viele Ursachen der Inflation möglicherweise vorübergehend erscheinen (Nahrungsmittelpreise, Energiepreise, pandemiebedingte Lieferengpässe, …), steigen die Inflationserwartungen, und das Verhalten der Anleger ändert sich, sobald die Teuerung auf weitere Bereiche durchschlägt. In Emerging Markets kann das schneller passieren als in Industrieländern, weil die Inflation in den meisten Schwellenländern nie niedrig war.


1 Stand der Daten 6. März 2022. CPI: Verbraucherpreisindex Quelle: Morgan Stanley



Kirstie Spence ist eine Portfoliomanagerin für Anleihen mit 27 Jahren Investmenterfahrung. Sie hat einen Master-Abschluss mit Auszeichnung in Deutsch und internationalen Beziehungen von der University of St. Andrews, Schottland.


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