Wahl

Der Sieg Trumps signalisiert tiefgreifende politische Veränderungen

Nach dem klaren Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen letzten Dienstag spricht vieles dafür, dass er seine Pläne für Wirtschaft, Märkte und Außenpolitik umsetzen kann. Sowohl das Wahlmännergremium als auch die Wähler selbst stimmten mehrheitlich für ihn, und mit der Kontrolle über den Senat könnten die von ihm angekündigten Steuersenkungen, Zollerhöhungen, Einwanderungsbeschränkungen schneller kommen als erwartet – möglicherweise schon in den ersten Monaten des Jahres 2025. 

 

Nach dem Wahltag steht eines fest. Die Zeit der politischen Unsicherheit ist vorbei. Über ein Jahr lang hatte sie wie eine dunkle Wolke über den USA gehangen, weil das Rennen um die Präsidentschaft vielen Umfragen zufolge eng werden sollte. Der klare Ausgang könnte eine Rallye an den Finanzmärkten auslösen, weil die Wahlergebnisse nicht angefochten werden. 

 

Jared Franz, Volkswirt bei Capital Group, Politikökonom Matt Miller und Reagan Anderson, Vice President Government & Regulatory Affairs erläutern, welche Folgen das Wahlergebnis aus ihrer Sicht haben wird. 

Politik
 

Trump hat klar gewonnen, und die USA sind einer politischen Legitimitätskrise entgangen. Trump hatte nicht nur die weißen Arbeiter auf seiner Seite, sondern auch schwarze Wähler und Menschen mit lateinamerikanischen Wurzeln. Dies zeigt, wie wichtig die Themen Inflation, Immigration und nationale Sicherheit den Amerikanern waren. 

 

Die Republikaner behalten die Mehrheit im Senat, sodass die neue Regierung viel Rückhalt hat, um ihre politischen Pläne durchzusetzen. Trump und der von den Republikanern kontrollierte Senat können schnell Minister ernennen. Das Team von Trump hat seit seiner ersten Amtszeit ab 2017 viel gelernt.  

 

Die Behörden werden angewiesen werden, die von Biden erlassenen Regulierungen durch unternehmensfreundlichere zu ersetzen. 

 

Außerdem wird Trump zusammen mit dem Kongress die Themen, Wohnraum, inländische Energieproduktion und Krypto-Währungen angehen. 

 

Nachhaltige Finanzierung, Klimaprojekte und alternative Energien werden ebenso hinterfragt werden wie bereits laufende Investitionen in bestimmen Regionen, Sektoren und Unternehmen. 

Wirtschaft
 

Trump übernimmt eine recht robuste US-Wirtschaft, was auf einen insgesamt starken Konsum (wenn auch nicht bei den unteren Einkommensschichten) und einen durchweg stabilen Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Wir gehen davon aus, dass der designierte Präsident ein Wachstumspaket schnüren wird. In der Vergangenheit könnte die US-Wirtschaft dann stärker wachsen, was mit einer höheren Inflation und steigenden Zinsen einhergehen dürfte. Die Kombination aus wachstumsfreundlicher Deregulierung und Staatsausgaben könnte die Belastung durch höhere Zölle und weltpolitischer Unsicherheit ausgleichen. 

 

In einem optimistischeren Szenario geht Volkswirt Jared Franz von folgenden Zahlen aus:  

 

- Das reale BIP-Wachstum könnte 2025 auf 3–3,5% steigen 

 

- Die Inflation könnte 2025 etwas zulegen – auf etwa 2,5–3%  

 

- Der Leitzins könnte von zurzeit 3% auf 4% im Jahr 2026 anziehen  

 

- Trump hat signalisiert, wie wichtig ihm Zölle sind. Zuletzt sprach er von 10% auf alle Importe und von bis zu 60% auf Produkte aus China  

 

- Höhere Anleihenrenditen könnten zu höheren Defiziten führen  

 

- Gesetze, die von der Biden-Administration verabschiedet wurden, beispielsweise der Inflation Reduction Act aus dem Jahr 2022, dürften nicht zurückgenommen, aber möglicherweise aufgeweicht werden.  

Märkte
 

Nachdem die Wahlergebnisse bekannt wurden, stieg der S&P 500 Index auf ein Rekordhoch. Die starken Kursanstieg schienen eine Erholungs-Rallye gewesen zu sein, weil durch den klaren Wahlausgang die politischen Risiken zurückgegangen sind. Da sich die Marktteilnehmer vor allem auf mögliche Steuersenkungen für Unternehmen und Privatpersonen konzentrieren, könnten die Kurse weiter steigen. 

 

Die US-Zinsen spiegelten schnell einen möglichen erneuten Inflationsanstieg wider. Nach Ansicht von Franz könnte die Rendite 10-jähriger Treasuries weiter zulegen – auf 4,5–5%. 

 

Unterdessen dürfte der US-Dollar angesichts der stabilen US-Konjunktur gegenüber anderen wichtigen Währungen stark bleiben. Die Tatsache, dass man von steigenden US-Zinsen und das Ausmaß der Zölle werden wichtige Faktoren sein. 

 

Am Aktienmarkt könnte durch die Mehrheit der Republikaner in beiden Kammern des Kongresses neue Themen interessant werden:  

 

- Die Gewinne von Banken und anderen Finanzunternehmen könnten von Schwächere Regulierung, niedrigeren Kapitalanforderungen profitieren. 

 

- Dem Sektor Luftfahrt & Verteidigung dürften steigende Staatsausgaben vor dem Hintergrund anhaltender weltpolitische Spannungen zugutekommen.

 

– Gesundheitsunternehmen könnten von der geplanten Deregulierung profitieren, weil sie Wettbewerb und Effizienz fördert. Aber niedrigere Preise könnten ihre Gewinne belasten. Auch deshalb sind die Aktien hochkapitalisierter Pharmaunternehmen nach den Wahlen gefallen. 

 

- Im Sektor Öl & Gas werden Förderung und Bergbau gefördert und dereguliert, aber auch das könnte zu einem niedrigeren Preis je Barrel führen. 

 

- Industrieunternehmen könnte davon profitieren, dass Unternehmen ihre Fertigung wieder in die Vereinigten Staaten verlegen. Wenn die Zölle nicht zu hoch ausfallen, könnten die wachstumsfördernde Politik einigen japanischen und europäischen Anbietern von Spezialchemikalien und Nischen-Automationsprodukten zugutekommen.  

 

- Für kleinere Unternehmen könnte eine starke US-Wirtschaft, die Rückführung von Lieferketten (Reshoring) und mögliche Senkungen der Unternehmenssteuern von Vorteil sein. 

 

- Multinationale Unternehmen, vor allem jene, die Handel mit China treiben, könnten unter den Zöllen leiden. 

Zölle und Steuern
 

Die neue Regierung plant eine härtere Gangart beim Handel, beispielsweise hohe Zölle, Exportkontrollen und Beschränkungen von Investitionen in China. 

 

Zollentscheidungen könnten schon kurz nach der Ernennung des Handels- und des Finanzministers sowie des US-Handelsbeauftragten getroffen werden.  

 

Ebenfalls schnell dürfte die Verabschiedung eines Haushalts erfolgen, der den Tax Cuts and Jobs Act aus dem Jahr 2017 verlängert. Der designierte Präsident Trump plant zudem die Senkung der Unternehmenssteuer von 21% auf 15%.  

 

Offen ist bislang aber, ob, wie und inwieweit die politischen Entscheider planen, die Steuersenkungen und -stundungen ausgleichen wollen. Schließlich belasten sie das Haushaltsdefizit und erhöhen am Ende die Staatsschulden. 

Weltpolitik
 

Die Beziehung zwischen den USA und Europa könnten sich verschlechtern. In drei Bereichen könnte es zu Spannungen kommen: Nationale Sicherheit und Verteidigung, Welthandel und wirtschaftliche Sicherheit sowie Wirtschaftspolitik. 

 

Bislang steht noch nicht fest, inwieweit sich die USA aus der NATO oder den Ukrainehilfen zurückziehen werden, aber es besteht das Risiko, dass die neue Regierung mehr finanzielle und militärische Unterstützung von Europa fordern wird. 

 

Der Kandidat Trump hat zwar geschworen, die Unterstützung der Ukraine zu beenden, aber wann und in welchem Umfang der Präsident Trump dies tut, bleibt abzuwarten. 

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