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Anleger wünschen sich mehr Innovation bei ESG-Lösungen

Anleger sind bei ESG-Lösungen vor dem Hintergrund unruhiger Märkte an mehr Diversifizierung, Transparenz und Innovation interessiert


Zunehmende Volatilität und eine Verlagerung der Märkte haben in diesem Jahr die Defizite einiger Anlagestrategien im Bereich ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) hervorgehoben. Eine Rotation der Marktführerschaft weg von Aktien, die aufgrund ihres Wachstumspotenzials bewertet werden, und hin zu Aktien mit zuverlässigeren und beständigeren Erträgen hat insbesondere ESG-Fonds mit Wachstumsausrichtung oder einem konsequenten Fokus auf einzelne Themen beeinträchtigt.


Diese Bereiche mit schwacher Wertentwicklung haben das Interesse der Anleger an ESG jedoch nicht wesentlich verringert. Diversifizierte ESG-Lösungen, die in der realen Welt eine konkrete Wirkung erzielen, sind nach wie vor gefragt. Anleger fordern mehr Innovation im ESG-Bereich.


Dies sind nur einige der wichtigsten Erkenntnisse, die im zweiten Teil der ESG Global Study[1] der Capital Group aufgedeckt wurden. Bei der jährlich stattfindenden Umfrage werden Meinungsdaten von über 1100 professionellen Investoren aus der ganzen Welt erhoben. Während das erste Kapitel sich auf wesentliche Faktoren für die ESG-Akzeptanz konzentrierte, wurden im zweiten Teil die Produktpräferenzen der Anleger einer genaueren Betrachtung unterzogen. Die gewonnenen Erkenntnisse erwiesen sich als sehr aufschlussreich.


Nachfrage nach ESG-Produkten, die mehrere Themen ansprechen


Die Studie ergab, dass bei Investoren ein großes Interesse an Fonds besteht, die ein Engagement in mehreren ESG-Themenbereichen ermöglichen. Zwischen der Anlegernachfrage und der Verfügbarkeit entsprechender Angebote besteht jedoch derzeit noch eine Lücke.


Unter Berücksichtigung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) als Rahmenwerk für die Kalibrierung von ESG-Themen deuteten die Anleger an, dass viele Fonds zu stark auf Umweltthemen konzentriert seien. Darüber hinaus gaben die Anleger an, dass es trotz des Interesses an SDG-orientierten Strategien zu wenig Produktauswahl gebe. Die Lösungen seien oftmals zu eng ausgerichtet und ermöglichten kein Engagement in der gesamten Bandbreite der Nachhaltigkeitsprobleme.


Anleger fordern mehr Produkte, die auf mehrere SDGs abzielen

In der Nachfrage nach umfassenderen ESG-Lösungen könnte sich der Wunsch widerspiegeln, sich von Fonds mit einem reinen Schwerpunkt auf Qualität und Wachstum abzuwenden[2] – von Anlagestilen, die unter der inflationsgetriebenen Rotation in Value-Strategien zu Beginn des Jahres gelitten haben. Die Berücksichtigung gleich mehrerer Nachhaltigkeitsprioritäten durch multithematische „All in One“-Anlagevehikel könnte zu gleichmäßigeren und beständigeren Renditen beitragen.


Besonders hervorgehoben wurde von den Investoren, dass die Anpassung an sich ändernde Marktbedingungen und Unempfindlichkeit gegenüber Volatilität für ESG-Fonds eine Herausforderung darstellen könnten: ESG-Fonds mit enger Ausrichtung könnten anfälliger für Volatilität sein, da sich ihre Positionen auf eine relativ kleine Gruppe von Unternehmen konzentrieren können. Drei von 10 globalen Anlegern geben an, dass eine höhere Volatilität der Renditen ein Markenzeichen von ESG-Fonds ist, und weisen auf eine geringere Diversifizierung als kennzeichnend für solche Strategien hin.


„Transitioners“ als Schlüssel zur Lösung der Klimakrise


Die Studie hat auch gezeigt, dass sich die Ansichten innerhalb der Anlegergemeinschaft weiterentwickeln. Es wird zunehmend akzeptiert, dass eine nachhaltige Zukunft nicht allein dadurch erreicht werden kann, dass man Unternehmen unterstützt, die als „ESG-Leaders“ gelten. Tatsächlich stimmt ein Drittel (34 %) der Befragten der Aussage zu, dass Vermögensverwalter, die ausschließlich in „ESG-Leaders“ und nicht in „ESG-Transitioners“ investieren, mehr Schaden als Nutzen anrichten.


Ein registrierter US-Anlageberater meint dazu:


„Ich denke, beide haben ihren Platz – Unternehmen, die bereits ESG-freundlich sind, und Unternehmen, die das eindeutige Mandat haben, ESG-freundlicher zu werden.“


Viele Anleger auf der Welt erkennen an, dass in Sachen Klimawandel ein mehrgleisiger Ansatz angezeigt ist, und richten ihre Portfolios entsprechend aus.


Über 80 % der Befragten weltweit gaben an, dass sie zumindest ein gewisses Engagement in ESG-Übergangsunternehmen in ihre Portfolios aufnehmen würden.

Frage: Auf welche der folgenden Arten von Unternehmen („ESG-Leaders“, also Unternehmen, die im Hinblick auf ESG führend sind, oder „ESG-Transitioners“, also Unternehmen, die auf dem Weg dazu sind) konzentrieren Sie sich heute hauptsächlich bei der Allokation in ESG? Wie war es vor zwei bis drei Jahren, und wie wird es sich in den nächsten zwei bis drei Jahren wahrscheinlich ändern?

Wichtig ist, dass ein Ansatz, der sowohl ESG-Leaders als auch ESG-Transitioners mit einbezieht, aus der Anlegerperspektive gerechtfertigt sein kann. Wenn Unternehmen mit schlechtem ESG-Rating in der Lage sind, ihre Bewertung zu steigern und ihre Nachhaltigkeitsreferenzen zu verbessern, könnte sich dies in der Bewertung widerspiegeln.


Portfolios, die sowohl ESG-Leaders als auch ESG-Transitioners umfassen, profitieren zudem von einer stärkeren Diversifizierung, da sie Unternehmen in verschiedenen Sektoren und verschiedenen Wachstumsphasen halten. Portfolios aus ESG-Leaders und ESG-Transitioners zu strukturieren, könnte dazu beitragen, die Bedenken der Anleger im Hinblick auf die Diversifizierung von ESG-Fonds zu zerstreuen.


Mehr Innovation zur Förderung der ESG-Akzeptanz


Die Anleger riefen allgemein zu mehr Innovation im Bereich der ESG-Lösungen auf. Fast 4 von 10 (39 %) der globalen Anleger glauben, dass ein Mangel an Produktinnovation eine weitreichende ESG-Akzeptanz behindert.


Der Zugang zu durchdachten, diversifizierten Portfolios auf der Grundlage eines glaubwürdigen Rahmens könnte auch Anleger, die sich bisher zurückgehalten haben, dazu ermutigen, in den ESG-Bereich einzusteigen und den Umstieg zu fördern.


Ein besserer Zugang zu Fonds, die auf mehrere Nachhaltigkeitsthemen abzielen, könnte die ESG-Akzeptanz beschleunigen

Entscheidend ist hier die Glaubwürdigkeit. Zu den größten Herausforderungen, die die Anleger daran hindern, ihren ESG-Schwerpunkt zu erhöhen, gehören die Transparenz und Konsistenz der ESG-Fondsberichterstattung. Tatsächlich identifizierten mehr als 50 % der globalen Anleger die Wirkungsberichterstattung (Impact-Reporting) und Transparenz als ein Hauptkriterium für nachhaltige Lösungen. Mehr Transparenz würde auch die Glaubwürdigkeit von ESG-Lösungen erhöhen. Ein Portfoliomanager eines kanadischen Pensionsfonds kommentiert:


„Manche Asset Manager langjähriger Fonds haben lediglich einen ESG-Aspekt ergänzt. Es gab aber keinerlei Richtungsänderung.“


Viele Anleger würden sich über Produkte mit transparenten Berichtsvorgaben freuen, die klar belegen können, auf welche Weise die zugrunde liegenden Anlagen zu einer nachhaltigen Entwicklung in der realen Welt beitragen.


Die Erkenntnisse aus der Studie bestätigen, dass Anleger durch ihre ESG-Anlagen etwas bewegen wollen. In der gesamten Branche ist jedoch noch mehr Innovation gefragt. Umfassende, vollständig diversifizierte „All in One“-Lösungen, die es Anlegern ermöglichen, mit einem Fonds gleich mehrere Ziele zu erreichen, könnten nicht nur das Potenzial für langfristige finanzielle und nachhaltige Renditen erhöhen, sondern auch die ESG-Akzeptanz fördern.


Weitere Informationen zu den ESG-Produktpräferenzen der Anleger finden Sie im zweiten Teil der ESG Global Study hier.


 


[1] Alle Umfragedaten in diesem Artikel stammen aus der „ESG Global Study 2022: Chapter 2“ der Capital Group.


[2] Wachstumsaktien sind Aktien, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie ein starkes zukünftiges Potenzial haben. Qualitätsaktien werden als finanziell solide eingestuft, mit starken Bilanzen und stabilem Wachstum.



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