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Konjunkturausblick: Weltwirtschaftswachstum hängt von einer stabilen USA ab
Rob Lovelace
Aktienportfoliomanager
Jared Franz
Aktienportfoliomanager
John Queen
Anleihenportfoliomanager

Die Inflation lässt nach und weltweit senken die Zentralbanken ihre Leitzinsen. Vor diesem Hintergrund sind die Aussichten für die Weltwirtschaft am Anfang des Jahres 2025 uneinheitlich. Ähnlich wie in den letzten Jahren liegen die USA und Indien an der Spitze. Sie bestimmen die Weltkonjunktur, während schwächere Volkswirtschaften wie Europa und China versuchen, ihre Wirtschaft in Schwung zu bringen.


In den USA ist der Arbeitsmarkt stabil, die Unternehmensgewinne steigen und investieren wieder mehr. Deshalb hat der Internationaler Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das US-Wachstum im Jahr 2025 auf 2,2% angehoben. Dem stehen schwächere Prognosen für andere Industrieländer gegenüber, darunter auch die größten Volkswirtschaften in Europa. Unterdessen kämpft China weiter mit dem rückläufigen Immobilienmarkt und – nach dem Sieg Donald Trumps bei den Wahlen am 5. November – mit Sorgen wegen eines möglichen Handelskrieges.


„Ich betrachte die Weltwirtschaft als ein Zusammenspiel aus Chancen und Herausforderungen“, sagt Portfoliomanager Rob Lovelace. „Die USA profitieren von zahlreichen Chancen auf gesamtwirtschaftlicher wie auf Branchen- und Unternehmensebene. Auch in Japan gibt es einige Chancen. Europa und China stehen dagegen meiner Ansicht nach vor einigen echten Herausforderungen.“


Die stabile US-Wirtschaft bestimmt weiter das Weltwirtschaftswachstum


In vier Quadranten wird das Konjunkturumfeld mehrerer Länder und seine Auswirkungen auf die Weltwirtschaft gezeigt. Es gibt zwei Achsen. Die horizontale Achse ist ganz links mit „kurzfristige Herausforderungen“ und ganz rechts mit „kurzfristige Chancen“ betitelt. Die vertikale Achse ist oben mit „langfristige Chancen“ und unten mit „langfristige Herausforderungen“ betitelt. Kreise oben oder unten an der horizontalen Achse beziehungsweise links oder rechts an der vertikalen Achse stehen für Ländern. Die USA, Indien und Japan stehen im oberen rechten Quadranten. Sie dürften stabil wachsen und von kurzfristigen Chancen profitieren. China steht dagegen im unteren linken Quadranten. Für dieses Land sind schwaches Wachstum und kurzfristige Herausforderungen zu erwarten. Für Kanada und Großbritannien (im unteren rechten Quadranten) ist mit langfristigen Herausforderungen und kurzfristigen Chancen zu rechnen. Australien, Mexiko und Brasilien (im oberen linken Quadranten) stellen langfristige Chancen und kurzfristige Herausforderungen Aussicht.

Quellen: Capital Group. Die Länderprognosen sind zukunftsgerichtete Schätzungen von Volkswirten von Capital Group vom November 2024 und beruhen auf quantitativen und qualitativen Eigenschaften (in US-Dollar). Langfristige Chancen und Herausforderungen auf Grundlage struktureller Faktoren wie Verschuldung, Demografie und Innovationen. Kurzfristige Chancen und Herausforderungen auf Grundlage von zyklischen Faktoren wie Arbeitsmarkt, Wohnimmobilienmarkt, Staats- und Privatausgaben, Investitionen und finanzielle Stabilität. Die Kreise stehen für die einzelnen Volkswirtschaften. Die Größe der Kreise entsprechen etwa der Größe der Volkswirtschaften und dienen nur zur Illustration.

Willkommen in der Benjamin-Button-Wirtschaft


Kann die Stärke der USA der Weltwirtschaft und damit auch den Finanzmärkten Auftrieb geben? Genau das versucht die größte Volkswirtschaft der Welt.


So seltsam es auch klingen mag, die US-Wirtschaft erinnert an den Film Der seltsame Fall des Benjamin Button aus dem Jahr 2008. Filmfans werden sich erinnern, dass die Titelfigur, gespielt von Brad Pitt, immer jünger wird. Er entwickelt sich von einem alten Mann zu einem Baby.


"Die US-Wirtschaft vollzieht gerade eine ähnliche Entwicklung“, sagt Jared Franz, Volkswirt bei Capital Group. „Anstatt die vier Stufen eines Konjunkturzyklus zu durchlaufen, wie es für Volkswirtschaften seit dem Ende des 2. Weltkrieges üblich ist, scheint bei ihr nach der späten Phase wieder eine mittlere Phase zu folgen, sodass sie erfreulicherweise eine Rezession vermeidet.“


In einer mittleren Phase des Zyklus steigen die Unternehmensgewinne, die Kreditnachfrage nimmt zu, der Kostendruck lässt nach und die Geldpolitik wird neutral. „All dies war 2024 zu beobachten“, sagt Franz. „Aus meiner Sicht stehen den USA mehrere Jahre mit Wachstum bevor, sodass es möglicherweise bis 2028 zu keiner Rezession kommen wird.“


Der US-Konjunkturzyklus scheint, rückwärts zu laufen


Ein Liniendiagramm, das einen typischen US-Konjunkturzyklus zeigt: Wachstum, Erholung, Anstieg und Abschwung. Unter dem Diagramm stehen die dazu gehörigen Phasen: früh, mittel, spät und Rezession. Unter jeder Phase stehen die jeweiligen Zustände/Eigenschaften von Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Geldpolitik. Auf der Kurve befinden sich zwei Kreise für die beiden Jahre 2025 und 2024.

Quellen: Capital Group, MSCI. Die Positionierungen innerhalb des Konjunkturzyklus sind Prognosen der Volkswirte von Capital Group, Stand Dezember 2023 (Punkt für 2024) und September 2024 (Punkt für 2025). Einzelne Portfoliomanager und Analysten sind möglicherweise anderer Meinung. Monatserträge von Dezember 1973 bis August 2024. Indexdaten: Datastream U.S. Total Market Index (vom 31. Dezember 1973 bis zum 31. Dezember 1994) und MSCI USA Index (ab Januar 1995). Die Erträge beziehen sich auf alle vier vollständigen Zyklen bis 31. Oktober 2024.

In der Vergangenheit haben sich US-Aktien in mittleren Konjunkturphasen gut entwickelt und im Durchschnitt 14% Ertrag erzielt. Diese Angabe beruht auf Capital-Group-Analysen der Konjunkturzyklen seit 1973.


Wie immer gilt auch hier, dass die Ergebnisse der Vergangenheit kein Hinweis auf die künftige Entwicklung sind. „Aber wenn die US-Wirtschaft weiter solide wächst“, sagt Franz, „könnten die Märkte steigen."


Seine Prognose für das US-Wirtschaftswachstum ist optimistischer als die des IWF. Er erwartet für 2025 ein Wachstum von 2,5% bis 3% p.a. oder sogar noch mehr, wenn Trump die Steuern und die schnell senken und lockern kann, wie er es vor der Wahl versprochen hat. Seine Wahl und die Tatsache, dass die Republikaner in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit haben, dürfte dem Wachstum Auftrieb geben, meint Franz, verweist aber auch auf eine höhere Inflation und höhere Zinsen als erwartet.


Außerhalb der USA sind die Aussichten uneinheitlich


Außerhalb der USA ist mit einer uneinheitlichen Entwicklung zu rechnen. Einige Volkswirtschaften, darunter Indien, dürften an der Spitze liegen und mit am stärksten wachsen. Für Indien erwartet der IWF im Jahr 2025 6,5% Wachstum, was vor allem an der jungen Bevölkerung und der wachsenden Erwerbspersonenzahl liegt. Außerdem profitiert das Land von der Umstrukturierung der Lieferketten seit der Pandemie. Dadurch werden hier unter anderem mehr Mobiltelefone, Haushaltsgeräte und Pharmaprodukte hergestellt.


Die europäische Wirtschaft schwankt zwischen Wachstum und Schrumpfung und dürfte 2025 um 1% wachsen. Die Region leidet unter dem Krieg in der Ukraine, hohen Energiepreisen und engen Verbindungen zur schwachen Wirtschaft Chinas. Deshalb hat die Europäische Zentralbank (EZB) 2014 ihren Leitzins noch vor der US Federal Reserve (Fed) angehoben, um die Euroraum-Wirtschaft in Schwung zu bringen.


Unterdessen hat die Regierung in China massive Wachstumsprogramme eingeführt. Ziel ist die chronische Schwäche des Immobilienmarktes zu vertreiben und der nachlassenden Industrieproduktion Auftrieb zu geben. Zu diesen Wachstumsprogrammen zählen Zinssenkungen, niedrigere Hypothekenzinsen und kürzlich ein 1,4-Billionen-Hilfspaket, um Lokalregierungen beim Schuldendienst zu unterstützen. Hinzu kommt, dass die Trump-Administration versprochen hat, die Zölle für chinesische Produkte zu erhöhen, was die führende Rolle Chinas für den Welthandel gefährdet.


Wo sollte man in einem Zinssenkungszyklus investieren?


Günstig für die Wachstumsaussichten ist, dass wichtige Zentralbanken wie die Fed, die EZB, die Bank of England und die People‘s Bank of China in den letzten Monaten des Jahres 2024 begonnen haben, ihre Leitzinsen zu senken.


Die Fed, die häufig die Zentralbank der Welt genannt wird, hat ihre Zinsen seit September zweimal gesenkt und damit den Weg für eine gute Entwicklung der Finanzmärkte im Jahr 2025 bereitet. Zinssenkungen während die Wirtschaft wächst, waren immer ein Segen für Investoren, und das gilt sowohl für Aktien als auch für Anleihen.


Drei der sieben Zinssenkungszyklen der Fed seit 1984 fanden außerhalb von Rezessionen statt. In diesen drei Zyklen außerhalb von Rezessionen ist der S&P 500 Index zwischen der ersten und der letzten Senkung um durchschnittlich 27,9% gestiegen. Die meisten Sektoren erzielten Kursgewinne im zweistelligen Bereich.


Bei einer guten Wirtschaftslage sind Aktien und Anleihen in Zinssenkungszyklen gestiegen


Zwei Säulendiagramme, die die durchschnittlichen Erträge p.a. einiger Investments während der letzten sieben Zinssenkungszyklen der Fed zeigt. In einigen von ihnen befand sich die US-Wirtschaft in der Rezession. In Zinssenkungszyklen außerhalb von Rezessionen haben US-Aktien gemessen am S&P 500
Index 27,9% Ertrag erzielt. Internationale Aktien legten gemessen am MSCI World ex USA Index um 27,5% zu. US-Anleihen erzielten gemessen am Bloomberg U.S. Aggregate Index 16,7% Plus, und mit Barmitteln verdiente man gemessen an 3-Month U.S. Treasury Bills 6,2%. In Zinssenkungszyklen innerhalb von Rezessionen lauteten die Erträge wie folgt: S&P 500 Index: -3,5%; MSCI World ex USA Index: -9,4%; Bloomberg U.S. Aggregate Index: 9,8% und Barmittel: 3,7%. In Zinssenkungszyklen innerhalb von Rezessionen waren die durchschnittlichen Erträge aller Indizes deutlich (um mindestens 50%) niedriger.

Quellen: Capital Group, Bloomberg Index Services Ltd., Morningstar, Standard & Poor’s. Berechnung der Erträge: Gesamterträge p.a. in Zeiträumen, in denen die Federal Reserve ihren Zinserhöhungszyklus gestoppt und die Zinsen aktiv gesenkt hat, ausgehend vom Höhepunkt der US Federal Funds Rate bis zu ihrem Tiefpunkt in jedem Zyklus. Die Zinssenkungszyklen waren: August 1984 bis August 1986 (ohne Rezession), Mai 1989 bis September 1992 (mit Rezession), Februar 1995 bis Januar 1996 (keine Rezession), März 1997 bis November 1998 (keine Rezession), Mai 2000 bis Juni 2003 (mit Rezession), Juni 2006 bis Dezember 2008 (mit Rezession) und Dezember 20218 bis März 2020 (mit Rezession). Die Angaben beruhen auf folgenden Indizes: S&P 500 Index (US-Aktien), MSCI World ex USA Index (internationale Aktien), Bloomberg U.S. Aggregate Index (US-Anleihen) und der durchschnittliche Satz von 3-Month US Treasury Bills (Barmittel). Stand September 2024.

Wenn Zinssenkungszyklen auf eine Rezession folgen, waren die Aktienmärkte schwach. Anleihen waren dagegen bei fallenden Zinsen immer erfolgreich – innerhalb und außerhalb von Rezessionen. Außerhalb von Rezession schnitten sie erheblich besser ab als Geldmarktanlagen.


Anleihenmanager John Queen ist der Ansicht, dass die Wirtschaft im Jahr 2025 weiter wachsen wird und geht davon aus, dass die Fed ihre Zinsen lediglich normalisieren, also auf ein Niveau senken will, dass nicht mehr restriktiv ist. Das war schon vor den Wahlen sein Basis-Szenario und ist es jetzt umso mehr.


„Die Fed senkt ihre Zinsen, weil sie es will, nicht, weil sie muss“, sagt Queen."



Rob Lovelace ist Aktienportfoliomanager und Chairman von Capital International, Inc. Er hat 38 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Lovelace hat einen Bachelor in Mineral Economics von der Princeton University und ist Chartered Financial Analyst®.

Jared Franz ist Aktienportfoliomanager und hat 18 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Er hat an der University of Illinois in Chicago in Wirtschaftswissenschaften promoviert und hat einen Bachelor in Mathematik von der Northwestern University.

John Queen ist Anleihenportfoliomanager und hat 34 Jahre Investmenterfahrung (Stand 31. Dezember 2023). Er hat einen Bachelor in Industrial Management von der Purdue University.


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